Thing Frankfurt Blog / Archiv
Thing Frankfurt 13.10.1993 - local
13. 10. 1993
Message #6 - GENERAL (Empfangen)
Date: 13-Okt-93 07:17
Von: Pit Schultz
An: Hans-Joachim Lenger
Betreff: Politisierung der Kunst / BACKSTAGE
Antworten: -> #21
H a l l o ,
schalte mich einfach mal zwischen, wenns beliebt und lege das ins "Ausstellungsforum" .
HL> neueste Aktivitten des nimmermden Kollegen Weibel zu berichten weiss Sehe in diesem Zusammenhang die Veranstaltung von Schmitdt-Wulffen als ein Beispiel fÜr den Versuch an, die eigenen institutionellen Grenzen, (die Problematiken der Musealisierung) nach innen zu verlegen, um sie dort in der Simulation eines dialogischen Diskurses zu neutralisieren. Nach innen ist hier ganz wrtlich gemeint, bei "Backstage" fand dies in der Inszenierung des "Hinter die Kullissen schaÜns" seinen Ausdruck. Die Umfunktionierung der MagazinrÄume in AusstellungsrÄume als ein kuratorischer Kunstgriff, welcher die Hinterfragung der eigenen Bedingungen, bzw. deren Verborgenheit Ästhetisiert. Eine Strategie der Oeffnung, um der Statik des konservierenden Museums die Dynamik eines kritischen Dialogs einzuverleiben, dabei letzten Endes strukurell, d.h. in Organisation und Logistik usw. traditionell zu bleiben. Also OberflÄchendesign. Beispiele hierfÜr sind die Meinungsumfrage, die Faxkorrespondenz im Katalog, die Suppenkchensitutation, die Zettelchen am Tagungsraum. Diese Mimikri wurde deutlich in der vorherrschenden Arbeitsmethode der Verschiebung und ihrer Variationen, eines Importes von "Material" in die geweihten RÄume der Kunst, um sie dort einer Semiotifizierung zu ÜberfÜhren. Die "Einfuhrbedingungen", die Selektionsprinzipien der Ausstellungsleitung sind letztlich wohl die Parameter, welche das Gesamtkunstwerk "Gruppenausstellung" vorherbestimmen. Deutlich war hier eine gewissermassen zoologische Akribie, mit der versucht wurde, einen Klassifizierungsraster, (dokumentiert im Hot-Key Begriffsindex im Katalog) Über "junge" Kunstproduktion zu legen. Wieder das GegenÜber von Statik und Dynamik, deutlich in einer inszenierten Fragmentarisierung des Katalogtextes, dialogisch gegeneinandergesetzt, quasidelinearisiert, aber letztendlich doch die Dokumentation einer Disziplinierung, ein Beispiel zeitgeistig-affirmativem Designerdenkens, welches versucht innerhalb seiner Produktionslogik "innovative Formensprachen" zu verwenden .
Der Glaube an die Stringenz von Form und Funktion, Übersieht den grundlegenden VertraÜnsverlust zwischen Betrieb und Teilnehmer, durch den jeder Kommunikation gewisse Absichten unterstellt sind, und die PositivitÄt des Diskurses und seiner Mittel in Zweifel gezogen werden. Eine gewisses oportunistisches Kokketieren mit dem Betrieb schien Zugangsvorraussetzung fÜr die Ausstellung. (Beispiel die glatte und prÄzise Umfunktionierung von Schrädingers Katze als eine Allegorie(?) ber Moral und Inszenierung. Verweis auf ca. 50 (fingierte?) tote KÄtzchen. Eine Tautologie auch hier auf der Ebene der Aussage "ich funktioniere". Die Benutzung der Wissenschafts-Metapher (UnschÄrferelation) als Erhabenheits-Import, schliesslich wieder mal ein Spiel mit Duchamps. Programm fehllerfrei, Kurator zufrieden.) Die Lesart, die nun hier vorgegeben wurde, geht davon aus, dass der Betrieb sich immer wieder von innen erneÜrn kann, indem er einfach seine Aneignungsmethoden einwenig an das zu archivierende Material anpasst. Vielleicht, um jetzt in die Vergleichsgrabbelkiste zu greifen, wie beim Senftenberg-Museum, in dem eben fÜr die grossen Dinosaurierknochen auch eine grosse Vitrine hermuss. Der Knstler versucht der entgÜltigen Affirmation des Systems durch verschiedene Finten und Tricks zu entgehen, die fÜr den Kurator mglichst einordbar sind (Kontextverschiebung, Fiktionalisierung, Fingierung, Fragmentierung, absurder Realismus, Politisierung, logische und semiotische Spiele mit Erwartungen, Betriebsregeln usw.) Immer geht es dabei um den Kampf um SingularitÄt, in gewisser Weise die Aussagekraft des Werkes gegen die Nivellierungstendenz des Systems, in das es eingebettet wird, zu schÜtzen. Eine Tendenz gewissermassen sÄmtliche ZugÄnge mit Wachtern zu versehen, die aber gleichzeitig Über die Beredsamkeit von Staubsaugervertetern und die Bildung eines Professors verfÜgen sollten. Andererseits um ein Ingenieursdenken. Pedantischer Funktionalismus, Maschinistentum, Programmierung, Reinheitsgebot. (bsp. Eichhorn)
Es ist wie ein Spiel zwischen Hacker und Betriebsystem, bei dem oft die Hacker gekauft werden, um das System vor anderen Hackern zu schÜtzen. Ebenso scheint mir die Referenz auf politische Aussagen eine Methode, sozusagen die Software vor unbefugtem Zugriff zu schÜtzen, indem ihr ein Übergeordnetes Verbot, eine moralische Benutzungsregel aufgeprÄgt wird. Also Methoden, um der Entwertung, Neutralisierung und Endindividualisierung durch die Einbettung in die Archive, bzw. freier Kopierbarkeit zu entgehen. (Warum weist Landis wohl darauf hin, dass ein Grossteil amerikanischer Jugendlicher Kunstler als Berufziel hat?) Die Methode der Verschiebung als Akt des Transportes. Das Gut sind Kontexte, die bestimmte Referenzmuster abbilden, und wohl Teilbereiche gesellschaftlicher Kommunikation abbilden, sie werden zugreifbar mittels einer Benutzer-, oder Leseoberfläche auf der sich vielsagende meist dreidimensionale GegenstÄnde befinden. Diese sind hinÜberzuimportieren in die Schatzkammern der Museen, wo sie Bedeutung produzieren sollen.
Das Museum ist Ort des Zurschaustellens von Beute. Dokumente der Bezwingung fremder Kulturen bzw. der eigenen kritischen und "kommunikakiven Eigenwert" aufbaÜnden Subkulturen. Es ist immer auch die Semiotifizierung und Inszenierung des Anderen, um sich dessen verborgenen Wissens, seiner Andersartigkeit zu bemÄchtigen, - ein Prozess der magischen Aneignung. (-> Schrumpfkäpfe...) FÜr mich hat sich bis auf die ziemlich 60ies-mÄssigen "SO2excerpts" von Dan Peterman die Konservierung nicht gelohnt. Im Ganzen eine Ausstellung die unbedingt gefallen wollte, aber einfach langweilig war, weil zu glatt und zu kleinklein. Soviel hierzu, das wollte ich mal loswerden, muss auch garnicht soviel draus gequotet werden, denn der andere Teil mit dem Kärper/Kommunikation scheint mir mindestens ebenso interessant. Mehr dazu spÄter. Die Ausstellung von Weibel hab ich nicht gesehen, nur gehärt dass ein Drittel der Installationen nicht funktioniert, bzw. von Kindern bei der Eräffnung beschÄdigt wurde. Die Zitate zeigen, dass Weibel mal wieder ein "i was here" hinterlassen wollte, dass dabei auch die benutzten Begriffe angesudelt werden, ist ihm wohl nicht mal unrecht. ---
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Message #7 - GENERAL
Date: 15-Okt-93 19:51
Von: Christoph Schwarz
An: Sabine B. Vogel
Betreff: Unfair
Fragt sich dann nur, warum diese Information nicht an die Galerien weitergegeben wurde. Eine andere Sache ist, daa die Bauzäune wohl 20 000 Mark kosten, die Einnahmen aber (47 Galerien mal 4500 Mark, Äh...) betragen. Und die Absagen wurden mittlerweile wohl durch zweitklassige Galerien kompensiert, somit findet die Veranstaltung wohl in der Tat statt. Da drfen wir gespannt sein.
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Message #8 - GENERAL (Empfangen)
Date: 16-Okt-93 14:25
Von: John Dunn
An: Hans-Joachim Lenger
Betreff: Re: Hagen
Antworten: -> #9
HL> ...na, Gott sei Dank. A
ndere Religionen werden das bestimmt bestreiten, aber fÜr den die Überhaupt BezÜge erkennen konnen ist Licht am Ende des Tunnels. Dank u.a. liefert doch relevante Diskursstoff fÜr TT und umgekehrt. Ist es nicht Über - allgemein geschrieben die Bezeihung KÜnstler zu Kunstkritiker? TT absolut keine Kunst produziert. Damit wÄre der erweiterten Kunst- begriff eine Bremse gezogen um ihn nicht in die LÄcherlichkeit zu ziehen. Gleichzeitig es kommt darauf an was daraus gemacht wird.
Ich wurde sagen dass jeder TT benutzen kann um daraus Kunst zu machen wÄhrend TT selbst bleibt disskussions Forum. Konkreter meine ich das durch TT kann Ausstellungen, Konzerte, Symposien, Zeitschriften, Projekte, BÜcher, Organisationen, etc., besser und äffentlicher organisiert werden als nur durch Post und Telephon. Das sampling Verfahren in Moderne Media und die dadurch entstandene wahrscheinlichkeits Berechnung in Bewustsein- strom kann ein Selbstaufwertung durch RealitÄtsbezÜge bewirken.
--- BlÜ Wave/RA v2.12 [NR] *
Origin: General Message from THE THING DSSELDORF (42:1002/2.0)
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Message #9 - GENERAL
Date: 17-Okt-93 02:11
Von: Hans-Joachim Lenger
An: John Dunn
Betreff: Hagen
Antworten: #8 <--> #16
Lieber John Dunn,
ich bin ja vllig einverstanden:
> Ich wurde
> sagen dass jeder TT benutzen kann um daraus Kunst zu
> machen wÄhrend
> TT selbst bleibt disskussions Forum. Konkreter meine
> ich das durch TT
> kann Ausstellungen, Konzerte, Symposien,
> Zeitschriften, Projekte, BÜcher,
> Organisationen, etc., besser und äffentlicher
> organisiert werden als
> nur durch Post und Telephon.
...doch nicht darauf bezog sich meine Bemerkung. Ich antwortete nur auf die
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