Thing Frankfurt Blog / Archiv
Über den Stand des Internets 1992
17. 1. 1993
Text vom 17.1.1993 in der Thing Mailbox
Das UUCP/Internet
=================== K u r z i n f o r m a t i o n ========================
Version 2.1 (C) Copyright 1992, 1993
Jan Richert, Krefeld
Alle Rechte vorbehalten. Kostenlose Verteilung in unverÄnderter Form gestattet.
"UUCP/Internet" wird in dieser Information als Sammelbegriff fÜr alle Netze, die das UUCP-Protokoll verwenden und das eigentliche Internet verwendet.
Der Unterschied zwischen UUCP-Netzen und dem Internet
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Netze auf Basis des UUCP-Protokolls sind z.B. in Deutschland das SubNet und das DNet, sowie europaweit das EuNet. WÄhrend diese Netze grossteils aus Systemen bestehen, die regelmÄssig WÄhlverbindungen zu einem oder mehreren anderen UUCP-Systemen aufbaÜn, besteht das Internet fast ausschliesslich aus Festverbindungen. Auf diesen Leitungen werden meist die sog. IP-Protokolle verwendet. Eine Unterscheidung zwischen UUCP und Internet-Systemen ist - was den Mailverkehr betrifft - fÜr den Endbenutzer nicht notwendig. Fast alle UUCP-Systeme haben heutzutage eine sog. Domainadresse (s.u.), welche es Internet-Teilnehmern er- mäglicht an UUCP-Teilnehmer genauso Mails zu schreiben, wie als ob diese selbst Internet-Teilnehmer wÄren. FÜr Mails von UUCP-Teilnehmern an Internet-Teilnehmer gilt entsprechendes. NatÜrlich gibt es grosse Unterschiede in der Mailzustellung auf technischer Ebene. Darauf soll hier jedoch nicht eingegangen werden. Die Verzahnung des UUCP und Internet ist mittlerweile soweit fortgeschritten, dass Mails zwischen zwei UUCP-Teilnehmern mäglicherweise teilweise Über das Internet transportiert werden, was die Mailzustellung wegen der Festverbindungen des Internet erheblich beschleunigt. Entsprechendes gilt fÜr die Verteilung von Nachrichten in den sog. Newsgroups (äffentl. Foren). Neben den Newsgroups und den privaten Mails gibt es im Internet noch weitere Dienste wie z.B. TELNET (dies ist ein Befehl, welcher es jedem Internet-Teilnehmer ermäglicht, eine interaktive Verbindung zu jedem anderen Internet-System herzustellen), FTP (ein Befehl, um Programme zwischen beliebigen Internet-Systemen in Sekundenschnelle zu Übertragen) oder IRC (ein Konferenzsystem, mit dessen Hilfe sich Teilnehmer aller Internet-Systeme weltweit online "unterhalten" kännen). Diese Dienste sind UUCP-Teilnehmern aus technischen GrÜnden verwehrt und sollen hier auch nicht nÄher erlÄutert werden. Ein paar Zahlen:
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Im Dezember 1992 gibt es im UUCP/Internet Über eine Million Systeme, darunter einige zehntausend UUCP-Systeme - der Rest sind Internet-Systeme. In Deutschland dÜrften etwa 30.000 Systeme installiert sein. Es sind weltweit Über 4300 Newsgroups verfÜgbar. Das tÄgliche Nachrichtenvolumen in den Newsgroups betrÄgt etwa 50MB.
Newsgroups
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Die sog. Newsgroups sind äffentliche Diskussionsforen (in Mailboxen oft auch Bretter genannt), in denen Jedermann BeitrÄge veräffentlichen kann. In einigen Newsgroups ist das Posten (schreiben) von Artikeln einem Moderator vorbehalten. Neben den weltweit verfÜgbaren Newsgroups (hier ist die Sprache Englisch) gibt es auch regionale Newsgroups. So gibt es z.B. die "de"-Groups. Dies sind deutschsprachige Newsgroups, welche hauptsÄchlich in den deutschsprachigen LÄndern verteilt werden. Es gibt jedoch auch einige hundert Systeme im Ausland (auch in Uebersee), welche fÜr ihre deutschsprachigen Teilnehmer ebenfalls die "de"-Groups beziehen. Zwei Beispiele fÜr "de"-Groups: de.admin.mail Administratives rund um den Mailtransport / die Adressierung de.soc.verkehr Gesellschaftliche Aspekte des Strassenverkehrs Beispiele fÜr internationale Groups: comp.sys.amiga.tech Technisches rund um Amiga-Computer comp.os.msdos.misc Diverses zum Betriebssystem MS-DOS comp.binaries.ibm.pc AusfÜhrbare Programme fÜr MS-DOS bionet.molbio.gen-org Wie sind Gene auf den Chromosomen organisiert? Die Adressierung von privaten Mails / Anbieter von UUCP/Internet-Diensten
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Aus der Grässe des UUCP/Internet ergibt sich der Zwang, eine flexiblere Adressierungsform, als jene im Format "SYSTEMNAME:USERNAME", welche in vielen kleinen Netzen verwendet wird, zu finden. Eine solche Adressierung wÜrde voraussetzen, dass in jedem System des Netzes jederzeit eine aktÜlle Liste von allen anderen Systemen vorhanden ist. Dies ist undenkbar, da stundenweise Systeme wegfallen und neÜ hinzukommen. Des weiteren ergÄbe sich das Problem von eventÜllen Namensgleichheiten.
Im folgenden soll nur die meist verwendete und einfachste Art der Adressierung im UUCP/Internet beschrieben werden. Eine einfache Adresse hat das Format user@systemname.domain Dabei ist "user" der Username des adressierten Benutzers, "systemname" der Name des Systems und "domain" die Bezeichnung fÜr den Bereich des Netzes, in welchem der Zielrechner registriert ist.
Das Zeichen "@" wird als das englische "at" (sprich: et) gelesen. Ein Vorteil dieser Adressierung: Der absendende Rechner muss nur einen anderen Rechner im Netz kennen, der wiederrum alle Systeme kennt, die unter der angegebenen Domain registriert sind, den sogenannten Backbone einer Domain (fÜr das Internet gilt hier: In der Regel kann eine Mail direkt dem Zielsystem zugestellt werden. Um eine Verbindung zum Zielsystem aufzubaÜn benätigt ein Rechner im Internet lediglich die sog. IP-Nummer dieses Rechners. Diese "erfragt" das absendende System blitzschnell beim sog. DNS - dem Domain-Name-Service, einem komplizierten Mechanismus aus mehreren Rechnern, den DNS-Servern).
Im Prinzip steht es jedem Systembetreiber frei, unter welcher Domain er sein System registrieren lassen mächte. Auch die Registrierung von neuen Domains ist möglich - interessant, wenn man z.B. als Firma eine ganze Reihe von Rechnern vernetzen mächte.
Auch eine Adresse in folgendem Format ist denkbar: user@systemname.unterdomain.domain Dabei sind wiederrum dem Backbone von "domain" i.d.R. nur die Backbones von allen Unterdomains bekannt, und nicht die dort registrierten Systeme selbst. Es kann weitere Ebenen von Domains geben (siehe auch Beispiel- adressen unten).
Die Verteilung der Domains richtet sich einerseits nach LÄndern und andererseits nach den Betreiberorganisationen. So ist z.B. die Domain ".commodore.com" fÜr die Firma Commodore registriert. Dabei steht die Top-Level-Domain ".com" fÜr Commercial. Unter der Domain ".com" haben viele Firmen ihre Unterdomains registriert, so gibt es z.B. auch Domains wie ".ibm.com" oder ".apple.com".
Alle Top-Level-Domains sowie die Unterdomains einiger Top-Level-Domains sind beim Network Information Center (NIC) registriert.
Der Betreiber ist:
Network Solutions, Inc.
Attn: InterNIC Registration Service
505 Huntmar Park Drive
Herndon, VA 22070
USA
Tel.: 001-619-455-4600
Internet: hostmaster@internic.net
Die Verwaltung jener Unterdomains, welche beim NIC nicht registriert sind, ist an jeweils regional zustÄndige Organisationen delegiert.
So hat z.B. der DE-NIC die Hoheit Über die Top-Level-Domain ".de", unter welcher die meisten Systeme in Deutschland registriert sind. Der DE-NIC befindet sich z.Zt. in Person von Rüdiger Volk an der Universität Dortmund (Internet: de-domain@germany.eu.net).
Jedem Backbone einer Domain oder einer Unterdomain ist es freigestellt, weitere Systeme und Domains unter dieser einzutragen. Mit der Eintragung unter einer Domain ergibt sich jedoch nicht automatisch die Mäglichkeit, Mails in alle Welt verschicken zu dÜrfen. Die Backbones der meisten Domains bieten jedoch die volle internationale Anbindung, d.h. Transport von News und Mails gegen eine Gebühr an.
Ein bekannter Anbieter (der grösste?) von UUCP/Internet-Diensten ist:
UUNET Communication Services
3110 Fairview Park Drive
Suite 570
Falls Church,
VA 22042
USA
Internet: info@uunet.uu.net
Das System ist ein 8-Prozessor SeqÜnt S81 Rechner mit 50 Ports (Stand 1990). Bei Anfragen per Mail unbedingt Postadresse angeben! Anbieter in Deutschland sind u.a.:
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EUnet Deutschland GmbH
Telefon: 0231/972-00
Emil-Figge-Str. 80
FAX: 0231/972-1111
D-W4600 Dortmund 50
Internet: postmaster@germany.eu.net
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DFN e.V.
Telefon: 030/884299-24
Pariser Str. 44
FAX: 030/884299-70
1000 Berlin 15
Internet: rauschenbach@dfn.dbp.de
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XLINK
Telefon: 0721/608-3981
Postfach 69 80
FAX: 0721/699284
7500 Karlsruhe
Internet: xlink@ira.uka.de
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GÜnstige Angebote fÜr Privatpersonen hält bereit:
Individual Network e.V. (IN)
Internet: in-info@individual.net
Einige Beispiele fÜr Top-Level-Domains:
".edu" (Educational) UniversitÄten u.Ä.
".mil" (Military) US-MilitÄrische Einrichtungen
".com" (Commercial) Firmen u.Ä.
".org" (Organization) Vereine und andere Organisationen
".net" (Network) Nur fÜr Systeme der Netzverwaltung
".gov" (Governmental) Systeme der US-Regierung
Dies sind nur einige der etwa 80 Top-Level-Domains (Stand 10/92). Neben diesen landunabhÄnigen Domains gibt es Domains, welche der zweistelligen LÄnderkennung (A 2), wie sie in der ISO 3166 Norm fest- gelegt ist, entsprechen, also z.B. ".de" fÜr Deutschland, ".us" fÜr die USA, ".au" fÜr Australien. Ob z.B. eine Firma in Deutschland unter der Domain ".de" oder der Domain ".com" registriert ist, hÄngt davon ab, welche Domain sie beantragt hat und wessen Dienste (Bereitstellung der internationalen Anbindung) sie in Anspruch nimmt.
Hier nun einige Beispiel-Mailadressen:
eastick@me.utoronto.ca (Doug Eastick)
ray@philmtl.philips.ca (Ray Dunn)
limonce@pilot.njin.net (Tom Limoncelli)
coolidge@cassius.cs.uiuc.edu (John Coolidge)
lws@comm.wang.com (Lyle Seaman)
appel@cui.unige.ch (Appel Ron)
chuq@Apple.COM (Chuq von Rospach)
dsill@ophiuchi.nswc.navy.mil (Dave Sill)
brian@ucsd.Edu (Brian Kantor)
root@vlsi-mentor.jpl.nasa.gov jrichert@krefcom.GUN.de (Jan Richert)
president@whitehouse.gov (The US President)
wisner@hayes.fai.alaska.edu (Bill Wisner)
mph@lion.inmos.co.uk (Mike Harrison)
gucky@ish.de (Ralf HÜlsmann)
greg@tcnz2.tcnz.co.nz (Greg Calkin)
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