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Stefan Beck an Felicia Herrschaft - 11.5.1994
11. 5. 1994
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Liebe Felicia,
ich bin mir nicht ganz sicher, ob Marko wirklich ein ganz >normaler<
oder >konventioneller< Kuenstler ist.
Ich hab mal gesagt, die Situation des Kuenstlers ist wie in einem
Belagerungszustand, ausharren mit eventuellen kurzen
Ausbruchsversuchen und kleinen Stichen gegen die Belagerer (womit ich
die zeitgen. Kunstvermittler meine, Kuratoren, Ausstellungsmacher
etc). Tarnung gehoert mit zu diesem Metier.
Mir scheint, da§ Marko ganz gut in diese Beschreibung passt, er tarnt
sich; will doch hinter dem Deckmantel des Biederen und Banalen doch
seinen Avantgarde-Anspruch durchsetzen. Warum sonst die Muehe? Ich
nehm es ihm nicht so einfach ab, dass er bloss ein ganz >normaler<
Kuenstler sein will. Unter solcher Zuordnung wuerde seine Arbeit
schlichter Kitsch und miserables Kunsthandwerk sein. Aber er stellt ja
auch aus, um zu provozieren: so bloed und so banal kann Kunst sein. Und
damit ist er doch wiederum reflektiert. Er steht, ob er will oder nicht,
fuer eine Situation in der man nicht >einfach so< Kunst machen kann.
Dem kann er sich gar nicht entziehen. Ich habe eher den Eindruck, dass
er einfach die Flucht nach Vorne antritt, bevor er selbst gezwungen
wird, den Reflexionsprozess zu leisten. Blindlings durch. Auch darin
kann eine Menge Kitsch liegen, besonders, wenn man erstmal Koenig,
Bayrle und Campana in die Haende gefallen ist.
Ich kann mir's ja nicht verkneifen: aber ich kenne keine Schule, die so
schlecht ist, wie die Staedelschule...
Stefan