Thing Frankfurt Blog / Archiv
Stefan Beck an Michael Krome - 27.7.1994
29. 7. 1994
Lieber Michael,
lass uns doch einen Termin fuer die Tandemtour ausmachen. Wie waers mit dem ersten Septemberwochenende? Ich besorg das Tandem, Du kommst nach FFM und wir fahren «los. Tandem hat wirklich den Vorteil, dass man sich ungefaehrlich unterhalten kann und nicht nebeneinander herschrammen muss. Also, wie sieht«s aus?
Bezueglich Deines Vorwurfs des Verpackungsschwindels gegen Stefan Roemer haette ich doch gerne gewusst, wo er sich dessen schuldig gemacht hat. Der Vorwurf kommt immer etwas pauschal, aber was haette der Stefan oder welche Veranstaltung denn einloesen muessen? Welches Material liegt eigentlich vor. Ich habe den Eindruck, es geht immer um den Einleitungstext, der jetzt aber am tatsaechlich stattgefundenen ueberprueft werden muesste. Da setzt fuer mich die Schwierigkeit an, dass ich ausser meinem eigenen Referat nichts mitbekommen habe, also kaum etwas Repraesentatives beitragen kann. Was meinst Du eigentlich mit Essentialismus in #2144?
Ich moechte in diesem Zusammenhang nochmal dem Eindruck entgegenwirken, dass meine Arbeit an "the white visitation" etwas Privates sei. Wenn ich erklaere, dass ich zu unseren Veranstaltungen nur sehr wenige, aber gezielt einlade, dann mit dem Blick, den die Werbung opinion leader nennt. Ich habe immer auch eine
ffentlichkeit im Auge, allerdings eine, die durch fuer mich wichtige Personen vermittelt ist. Das ist wie, wenn eine Galerie nur Kritiker einlaedt und das Publikum draussen laesst. (Was sie im Grunde ja auch tut, nur dass sie mit der Vernissage und den allgemeinen Oeffnungszeiten ein (scheinbares) Zugestaendnis an den allgemeinen Geschmack macht.) Ich sage sicher nichts Neues, wenn ich meine, dass auch die Galerie kein per se oeffentlicher Ort ist, sondern gemacht, fuer die, die zu sehen befugt sind. In diesem Sinne verstaerken die Events von TWV eigentlich nur den schon laengst vorhandenen Hang zum Elitaeren. Gleicher unter Gleichen und ihnen zugehrig sich fuehlen, liegt das nicht schon dieser Art von Oeffentlichkeit zugrunde?
Herzliche Gruesse
Stefan