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Atelier Frankfurt vor dem Aus?

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Wie in der Frankfurter Rundschau vom heutigen Donnerstag (2.6.05) zu lesen war, hat das Atelier- und Veranstaltungshaus Atelier Frankfurt vom Land Hessen die Kündigung erhalten. Der Grund: angebliche Mietschulden in Höhen von 52.000 Euro.

Wie konnte das geschehen? Was wird jetzt passieren?

Jahrelang stand das Gebäude als Teil des ehemaligen Polizeipräsidiums leer.

Dringende Instandsetzungsarbeiten an dem teils als baufällig eingestuften Komplex frassen die Mittel auf, die eigentlich für die Miete gedacht waren. Das sagen die Betreiber.

Wir stellen fest:

- Atelier Frankfurt war eine der wenigen richtungsweisenden Projekte im Off-Kunstbereich in Frankfurt in den letzten Jahren.

- Frankfurt braucht Künstler vor Ort. Künstler, die sich dauerhaft in der Stadt ansiedeln. Die nicht gleich nach dem Studienabschluss nach Berlin gehen.
Das hat sogar Herr Ammann, einer der Mentoren des Projektes verstanden. Heute in der FR: "Haltet die Künstler in der Stadt, die hauen alle nach Berlin ab!"

- Gerade erst berichteten wir über die "Leuchtturmprojekte" der Hessischen Landesregierung. War Atelier Frankfurt nicht Leuchtturm genug? Offensichtlich nicht.

- Was sind 52.000 Euro gegen die Millionen, mit denen "Leuchttürme" wie Schirn, MMK, MAK und Städel jährlich subventioniert werden?

- Die Stadt Frankfurt fördert nach eigenen Angaben bereits 45 Ateliers mit jährlich 376.000 Euro.

- Atelier Frankfurt hat 40 Ateliers für ungefähr 120.000 Euro bereit gestellt. Die Stadt Frankfurt wollte/konnte sich von Anfang an nicht an dem Projekt beteiligen. Dabei beträgt der Produkthaushalt 21 ("Dienstleistungen und Projekte für Wissenschaft und Kunst") auch im Jahre 2004 über 20 Mio. Euro.

Darin wird selbst ein so miserables Theater wie Antagon mit 35.000 Euro gefördert. Jahr für Jahr versteht sich. Und für 2006 ist eine "Avantgardeförderung Bockenheimer Depot" mit 200.000 Euro eingeplant.

Warum ist des da nicht möglich ein so notwendiges Projekt wie Atelier Frankfurt zu unterstützen?

Die Landesregierung redet in letzter Zeit viel von Wirtschaft und Kultur, vor allem von der Fähigkeit von Kultur Investitionen in der Region anzuziehen. Trotzdem kündigt sie ein Projekt, was relativ wenig kostet, aber dafür den Ruf Frankfurts als kunstoffene Stadt fördert.

Das ist nicht zu verstehehn.

* * *
Rundschau Artikel:
http://www.fr-aktuell.de/ressorts/frankfurt_und_hessen/frankfurt_und_hessen/?cnt=684150

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2 Kommentare

Re: Atelier Frankfurt vor dem Aus?

Atelier Frankfurt vor dem Aus? - 03. June 2005 - 16:49

> aber dafür den Ruf Frankfurts als kunstoffene Stadt fördert.

ich denke man sollte bei projekten wie dem atelierhaus gar keine argumente, die für politiker relevant sind, anführen da diese immer nur geld als endziel haben. (auch wenn dazu der umweg des guten rufes der stadt, der dazu gebraucht wird investoren anzulocken, genommen wird.)
zwar schwächt man seine position vorerst nochmals ab, vermeidet aber eine ungewollte akzeptanz und verbreitung rein-kapitalorientierter denkweisen durch wiederholen und sich-darauf-einlassen derer argumente.

Re: Atelier Frankfurt vor dem Aus?

Atelier Frankfurt vor dem Aus? - 14. June 2005 - 15:20

Jetzt war am Wochenende (11.6.05) der "Rundgang" von Atelier Frankfurt, der sowas wie eine Publicityshow für das Fortbestehen des Objektes werden sollte.

In der Frankfurter Rundschau ist bislang kein Artikel erschienen.

Einer dagegen in der FAZ, der die Angelegenheit positiv einstuft. Eine Einigung mit dem Land Hessen als Eigentümer der Immobilie in Bezug auf die Mietschulden ist in Reichweite.

Zitat:

"Doch damit es zu weiteren Gesprächen überhaupt kommt, so hat Hessens Finanzminister Karlheinz Weimar bei einem Treffen mit Siedel und dessen Stellvertreter Sebastian Daub vorige Woche klargestellt, muß der Verein binnen Wochenfrist zunächst die Miete inklusive Nebenkostenvorauszahlung für den laufenden Monat in Höhe von 7000 Euro begleichen sowie einen Sanierungsplan zur Tilgung der Schulden vorlegen."

Bedenklich jedoch, dass auch dieser Beitrag keinerlei Bezug zu den Anstrengungen des Landes Hessen darstellt, sich kulturell besser zu positionieren. -->Leuchtturmdebatte

Stattdessen darf sich hier der Finanzminister Weimar als streng gütiger Vater profilieren, der dem mißratenen Sohn, einen Lapsus unter Auflagen durchgehen lässt.

Wie stehts aber nun um die Ernsthaftigkeit der Landesregierung Kultur einen höheren Stellenwert zu geben? Wäre nicht gleich hier mit Atelier Frankfurt eine Chance gewesen?

 

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Permalink: http://blog.thing-frankfurt.de/artikel217.html

Im Kontext von Thing Book 2004 auch: ›http://www.cms.thing-net.de/artikel217.html‹ (veraltet).


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