Die Zeit alternativer Kunsträume
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Was haben uns die neuen Medien in den 90ern über den Umgang mit Zeit gelehrt?
Ich sehe zwei unterschiedliche Beispiele in den Frankfurter alternativen Kunsträumen, sowie in Arbeiten im Internet.
Die alternativen Kunsträume in Frankfurt waren durchaus an Galerienmodelle angelehnt. Sie waren Schau-Räume, die den Betreibern als Ausstellungsplattform dienten. Gezeigt wurden meist eigene Arbeiten, oder die befreundeter Künstler.
Folgerichtig gab es auch Vernissagen. Im Unterschied zur Galerie war aber die Ausstellung in der Regel über den Tag der Eröffnung hinaus nicht zugänglich. Das "Gartners" (1993 - 95) z.B. zeigte jeden Donnerstag eine neue Arbeit.
Der Charakter der Kunstpräsentation bekam so den eines einmaligen Events. Der Grund ergab sich aus der Struktur der Räume. Käufer der Arbeiten waren keine zu erwarten. Das Anliegen einer Galerie, eine Ausstellung über einen längeren Zeitraum in Präsentation zu halten ist zweifach.
Zum einen hofft die Galerie auf Käufer, die zur Vernissage nicht anwesend sein konnten. Zum anderen demonstriert sie ihre Finanzkraft und damit Geschäftstüchtigkeit, wenn sie es sich leisten kann, teueren Galerieraum weitgehend ungenutzt zu lassen. Eine Galerie zeitgenössischer Kunst lebt selten von Laufkundschaft.
Für den alternativen Kunstraum hat die Präsentation von Kunst eine punktuelle Form. Die Besucher kommen weniger der Kunst, als des Ereignisses wegen. Die Kunst dient dem Ereignis höchstens als Anlass.
Das Kunstereignis geht in die Party über. Selten wird dabei die Party zur Kunst, sondern behält ihren eigenständigen Charakter. Schliesslich kann man die Kunst auch ganz weglassen. Siehe Lola Montez.
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Über Frankfurter Kunsträume seit 1991 informiert Thing Frankfurt Classic, siehe link ganz unten