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Raum 121 - Mein Vater ist kein tschechischer Fotograf
20. August 2010
Unter dem Titel Mein Vater ist kein tschechischer Fotograf zeigt Raum 121 in den Räumen der Fabrik eine Ausstellung mit Arbeiten der Künstlerin Renata Kudlacek. Erinnerung ist eine Konstruktion, der Versuch, das eigene Leben in einen sinnvollen Zusammenhang zu stellen. Die Arbeiten von Renata Kudlacek gehen diesem Gedanken nach. Die betörend schönen Bilder (Polaroids, Filme und Siebdruckcollagen) entfalten auf den zweiten Blick eine Tiefe, die das Idyll hinterfragt.
Bezugspunkt ihrer Arbeiten ist dabei aber auch immer die eigene Biografie. Geboren in der Tschechoslowakei zog Renata Kudlacek früh nach Deutschland. Die Assimilation ihrer Familie forcierte dabei einen ganz bestimmten Blick auf die Geschichte der eigenen Herkunft, was sich z.B. darin zeigte, dass zuhause nicht tschechisch gesprochen werden durfte. In der Auseinandersetzung mit dem Thema Erinnerung stellt sich Renata Kudlacek in eine künstlerische und geschichtsphilosophische Tradition. Im Bild der Ruine beschwor die deutsche Romantik die Erinnerung als Leiden an der Gegenwart, als Melancholie. In seinem Schlüsselwerk Onkel Rudi unterzieht Gerhard Richter den objektiven Gestus der Fotografie einer radikalen Reflexion. Kritisch benutzt Kudlacek Verfahren des Reenactment, dem Nachspielen historischer Szenen, um Gerüste der Erinnerungen sichtbar zu machen. Renata Kudlacek arbeitet schon länger mit Raum 121 e.V. zusammen. Ihre Arbeiten waren bei den Ausstellung Instant Melancholia, Hello! I´m not her und Kunst im Haus zu sehen. Zudem gestaltete sie das Titelbild des letzten Twosize Kalenders. Die Ausstellung in Frankfurt zeigt insgesamt drei Werkgruppen und einen Film. Die Arbeiten wurden zum großen Teil in dieser Form noch nicht öffentlich gezeigt.
Ort
Mittlerer Hasenpfad 5, 60598 Frankfurt
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