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Familie Montez - Monte Verità
10. June 2011
Danja Akulin, Aljoscha, Deniz Alt, Tilo Baumgärtel, Sven Drühl, Evgeni Dybsky, Tim Eitel, Peter Feiler, Thomas Fischer, Parastou Forouhar, Roland Fuhrmann, Gabi Hamm, Gregor Hildebrandt, Katrin Kampmann, Anastasia Khoroshilova, Bernd Kirschner, Alexei Kostroma, Clemens Krauss, Jacob Kreutzfeldt, Edgar Leciejewski, Mirek Macke, Bjørn Melhus, Almagul Menlibayeva, Eliane Paulino, Stehn Raupach, Anke Röhrscheid, Römer + Römer, Moritz Schleime, SEO, TRansnational Republic, Jewgenija Tschuikowa, Sig Waller, Birgitta Weimer, Paul Wiersbinski
Programm der Vernissage:
Einführungsrede: Dr. Andreas Schwab, Historiker (Bern)
Musik: "Sonate des Himmels II" von M. Tangian, L. Truniger, R. Eisenach und S. Vester
Performance: GODsDOGs
Ausstellungsdauer: 10. Juni - 10. Juli 2011
Ausstellung: Monte Verità
Konzept
Ausschlaggebend für das Konzept der geplanten Ausstellung im Kunstverein Familie Montez, in der Künstler gemeinsam ein unabhängiges Projekt verwirklichen, ist die Künstlerkolonie Monte Veritá. Bekannt wurde diese zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als sich auf einem Hügel über Ascona, im Kanton Tessin (Schweiz) ein Zentrum für Kunst- und Kulturschaffende etablierte, deren Mitglieder sich der festgelegten Ordnung und konformen Gesellschaft der Zeit widersetzte.
Getrieben von der Idee, eine Gemeinschaft zu gründen, die aufgrund ihrer Lebenswerte, den festgefahrenen Zwängen ihrer Zeit entfliehen wollen, entstand auf dem Wahrheitsberg durch die Initiative von Henri Oedenkoven und Ida Hofmann ein Ort der Inspiration und Erfahrung, der Kreative aus allen Bereichen anzog. Die dabei herrschenden sozialen, ökonomischen, politischen und ideologischen Umstände des ausgehenden 19. Jahrhunderts Europas, führte bei seinen Mitgliedern zu der Überzeugung, dass nur durch Änderung des eigenen Lebens eine grundlegenden Veränderung der Welt möglich sei.
Seine fortwährende Wirkung und Popularität verdankt der Monte Veritá nicht zuletzt den Dichtern, Denkern und Künstlern, wie Hermann Hesse, Gerhart Hauptmann, Max Weber und Ernst Bloch, die den Berg als Quelle der Inspiration und des Austausches aufsuchten. Der deutsche Ausdruckstanz und die Körperkultur findet hier seinen Ursprung. Maßgebliche Impulse in der Umwelt-, Friedens- und Frauenbewegung, deren Wirkungskraft bis in die Gegenwart hinein reichen, werden gesetzt.
Die Blüte der Künstlergemeinschaft Monte Veritá reicht von 1900 bis in die 1920er Jahre hinein. Es schien den Beteiligten möglich, dem aufkommenden Chaos in Europa zumindest räumlich - zu entkommen und sich für eine unbestimmte Zeit in einem eigene Kosmos zu bewegen. In dieser Zeit entwickelte sich der Berg der Wahrheit zu einem einzigartigen Laboratorium für Kreativität, in der sich revolutionäre Reformideen und kunstfertige Experimente entwickeln konnten. Dieser Zeitgeist wurde auch weiter getragen, nachdem die Gründer die Gemeinschaft verlassen hatten. Dennoch, mit dem Fortschreiten des 1. Weltkrieges, kam 1917 auch die Künstlerkolonie zum Stillstand.
Für die Wiederentdeckung und Neubelebung der Idee des Monte Veritá sorgt 1978 der Kurator Harald Szeemann mit seiner Ausstellung Mammelle della veritá. Die zunächst auf dem Tessiner Hügel gezeigte Dokumentation mit anschließenden Stationen in Zürich, Berlin, München und Wien trifft als Gesamtkunstwerk den Nerv der Zeit und wird auf diesen Weg in das Gedächtnis einer jungen Generation gebracht. Bis heute ist der Monte Veritá ein Ort der Zusammenkunft und Auseinandersetzung geblieben, an dem wissenschaftliche Konferenzen und kulturelle Veranstaltungen durchgeführt werden.
An diese Tradition will nun die Ausstellung im Kunstverein Familie Montez e.V. anknüpfen, in dem sie Künstlern die Möglichkeit gibt, selbst Teil einer schöpferischen Gemeinschaft auf Zeit zu werden. Einer Gemeinschaft, die nicht die Konformität mit unserer Zeit sucht, sondern die Unabhängigkeit und den kreativen Ausdruck des Einzelnen in den Mittelpunkt stellt. Dabei steht der Kunstverein Montez, dessen Ziel es ist, einer lebendigen, jungen Kunstszene Raum zur Ausstellung zu bieten, beispielhaft für den ungebremsten Lebensgeist des Monte Veritá.
Ort
60313 Frankfurt, Breite Gasse 24
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