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Familie Montez - Silver Series 1.0
17. June 2011
Der KUNSTVEREIN FAMILIE MONTEZ und RHIZOMATIQUE präsentieren am Freitag, den 17.Juni 2011 in den Räumlichkeiten des Kunstvereins Familie Montez die erste Veranstaltung der neuen Frankfurter Avantgarde/Elektronik Konzertreihe SILVER SERIES kuratiert von Christian Schröder und Laiki Kostis.
PROGRAMM
Ab 21:00: Elektronik DJ Christian Schröder (Silver Series)
www.silverseries.org
Lesung - 22:00: Achim Szepanski (Rhizomatique)
www.edition-mille-plateaux.com
Konzert - 23:00: RECHENZENTRUM (Berlin)
www.rechenzentrum.org
Ab ca. Mitternacht - 2 Uhr DJ Heiko MSO (Klang Elektronik)
www.klangelektronik.de
DJ Christian Schröder (Silver Series)
Christian Schröder, Mitinitiator der SILVER SERIES Konzertreihe, ist langjähriger Sammler von Artefakten der Geschichte der elektronischen Musik, Avantgarde/Elektronik DJ seit einem Vierteljahrhundert, ehemaliges Mitglied der Frankfurter Industrialformation IM KRANZ DER WÄLDER, war 10 Jahre mit JAMES DEAN BROWN Macher der ELEKTROPENSTURM Radiosendung bei RADIO X, lange Jahre als Künstler verbunden mit der GALERIE FRUCHTIG, Resident DJ des Frankfurter Elektroniklabels Mille Plateaux, plant unter anderem die Veröffentlichung einer ausführlichen Diskographie der elektronischen Musik bis zum Ende der 60er Jahre.
www.silverseries.org
Achim Szepanski (Rhizomatique)
Achim Szepanski, bekannt als ehemaliger Macher der Frankfurter Labelkomplexes FORCE INC. / MILLE PLATEAUX, arbeitet jetzt als Romancier und Verleger. Heute Abend liest Achim Szepanski aus den beiden ersten Bänden seiner Frankfurt/Banken/Medien-Trilogie Pole Position und Saal 6.
Achim Szepanski
Pole Position
816 Seiten, Paperback
rzm 002, Rhizomatique
ISBN 978-3-98-13227-0-5
Das Fantasma, der Sex erfordere das Geld und das Geld ziehe den Sex nach sich, vermittelt Mansfeld, einem Fondsmanager, die semantische Spannung eines Siegers, der von dem lebt, was ihm am besten passt. Gegen Anti-Bankerslogans wie »Mit Derivaten handeln ist wie auf Pferde wetten« setzt er auf die Formel »Mit Derivaten handeln ist wie Pferdchen laufen lassen«, und gewinnt. Es begleiten ihn zwei Mitstreiter, der von philosophischen Diskursen besoffene Chief K, der in diversen Tabledancebars der Stadt Frankfurt herumirrt, und der Transeidetiker Snaffu, den ein Unfall im Kindesalter mit einer besonderen Gabe entschädigt hat, mit deren Hilfe er in einer von Mansfeld angemieteten Villa das Body-Design von Models, eine Mischung aus virtuellem Body-Sculptering und Tätowierungspraktik, betreibt. Table-Tänzerinnen zirkulieren mit postfeministischer Raffinesse und Gerissenheit, Figuren wie Dr. Schönblick tauchen auf, seltsame Schnitt- und Sexualpraktiken werden ausgeübt, obskure Spekulationsdeals finden permanent statt, und wer weiß schon mit welchem Erfolg. Ein Apparat von essayistischen Fußnoten ergänzt den Roman. Darin werden u.a. die Philosophie von Deleuze/Guattari, die Kritik der politischen Ökonomie von Marx, Diskurse zum gegenwärtigen Finanzkapitalismus und zur Sexindustrie diskutiert.
RECHENZENTRUM (Berlin)
Ihre Live-Performances, bei denen Sound und Bilder zu einem audio-visuellen Gesamtkunstwerk verschmelzen, bescheren Rechenzentrum in beständiger Regelmäßigkeit Schlagzeilen in den Feuilletons rund um den Globus. Die Gleichberechtigung von Ton und Bild gehört bei Rechenzentrum von Anfang an zum Konzept: Bei ihrem ersten Auftritt 1997 auf der Documenta in Kassel zaubert Marc Weiser allerlei Geräusche aus seinem Laptop, die vom irischen Videokünstler Lillivän bebildert werden. Eine Arbeitsteilung, die bis heute Bestand hat und sich bei zahlreichen Rechenzentrum-Auftritten bewährt hat, in Underground-Clubs genauso, wie vor kunstsinnigem Publikum. Seit dem 2000 auf dem Berliner Label Kitty-Yo erschienenen und selbstbetitelten Debütalbum "Rechenzentrum" gehört auch das Elektronauten-Mitglied Christian Conrad zum Line-Up des Vorzeige-Multimedia-Projekts. An der Seite von Marc Weiser steuert er die Sounds des Rechenzentrums.
Von Beginn an haben es Rechenzentrum verstanden, sich als intellektuelles Projekt zu präsentieren. Zwar finden sich auf "Rechenzentrum" noch Anleihen an straighte House- und Technotracks, doch zeigen die folgenden Releases, unter anderem auf dem T.Raumschmiere-Label Shitkatapult, wohin sie wirklich wollen. Weg von der konkreten Clubmusik hin zu abstrakten Klangcollagen, die herkömmliche Soundstrukturen höchstens noch als Zitat verarbeiten, sich ansonsten aber eher als an- und abschwellender Datenstrom verstehen. John Peel zeigt sich beeindruckt und lädt die Jungs nach London in sein Studio ein. Die Aufnahmen erscheinen 2001 auf Kitty-Yo, wie schon das Debüt. Zahlreiche Auftritte von Hong Kong über die Expo in Hannover bis zum Sonar Festival in Barcelona halten die Jungs auf Trab.
Immer wieder treten sie an der Seite befreundeter Musiker auf. 2000 in Berlin beispielsweise zusammen mit der japanischen Industrial-Legende Merzbow und auch der durchgeknallte Samba-Elektroniker Senor Coconut teilt sich mit Rechenzentrum im selben Jahre die Bühne. Enge Verbindungen zu Berliner Electro-Acts wie To Rococo Rot, Pole oder Tarwater sind sowieso eine Selbstverständlichkeit, schließlich pflegt Wieser in der Rolle des Bookers und Promoters für den mittlerweile umgezogenen Berliner Club "Maria am Ostbahnhof" einen engen Kontakt zur lokalen Szene.
2003 erblickt der bisher ambitionierteste Rechenzentrum-Release beim renommierten Frankfurter Label Mille Plateaux das Licht der Welt. "Director's Cut" erscheint als CD mit dazugehöriger DVD und schafft es, das Multimedia-Live-Konzept der Band für den Heimgebrauch zu konservieren. Bild und Ton greifen hier auf bestmögliche Weise ineinander über und lassen konventionelle Grenzziehungen hinfällig erscheinen.
Danach gönnten sich Rechenzentrum erst einmal eine Auszeit. 2007 feierten sie mit einem neuen Release ihr Comeback. "Silence" ist wiederum ein Album mit den passenden Bildern dazu.
Die Darstellung einer orthodoxen Ikone auf dem Cover in Verbindung mit dem Titel "Silence" bilden den stimmigen Rahmen für eine CD/DVD, deren hauptsächlich Merkmale Ambient-Sounds und bildlich thematisiert Langsamkeit sind. Nicht umsonst verweisen die Linernotes auf den russischen Avantgarde-Regisseur Andrei Tarkowski, einem ausgesprochenem Meister der Verbildlichung von Zeit. Sein wohl bekanntester Film "Solaris", der die Vorlage für das Hollywood-Remake lieferte, ist nur eines von vielen Beispielen dafür.
Jener Tarkowski also hat auch einen Film über einen Ikonen-Maler namens Andrej Rjublev gemacht. Dessen Schaffen wiederum hat nun Rechenzentrum zu ihrem aktuellen CD/DVD-Projekt inspiriert. Die zum großen Teil schwarz-weiß und sehr kontemplativ gehaltenen Visuals kommen wie eh und je von Lillivän Pobjoy.
Musikalisch fällt auf, dass nun überwiegend Ambient und halb-akustische-Tracks à la Boards Of Canada dominieren. Das mag daran liegen, dass Marc Weiser nun musikalisch sämtliche Fäden in Händen hält. Christian Nikolaus Conrad hat die Band verlassen. Weisers langjährige Mitgliedschaft im Zeitkratzer Ensemble für zeitgenössische Musik kommt so stärker zum Tragen.
Im Line-Up von Rechenzentrum finden sich denn auch zahlreiche Zeitkratzer-Gäste, die den elektronischen Sounds einen akustischen Gegenpart zur Seite stelllen. Zudem überraschen drei der neuen Rechenzentrum-Tracks mit eigenen Vocals, weshalb sie eigentlich viel eher Songs als Tracks heißen müssten. Damit ist die Tür in Richtung Pop für Rechenzentrum mehr als nur einen Spalt weit aufgestoßen. Ob sich das Projekt in Zukunft in diese Richtung
weiterentwickelt?
"Silence" jedenfalls braucht sich den Vorwurf der Massentauglichkeit nicht gefallen lassen. Rechenzentrum machen noch immer Musik, die ein hohes Maß an Aufmerksamkeit fordert, um sie genießen zu können. Schon alleine deshalb, verschließt sie sich dem Konsum von vielen. Das sollten Rechenzentrum freilich als Lob und keinesfalls als Tadel begreifen.
www.rechenzentrum.org
DJ Heiko MSO (Klang Elektronik)
Heiko MSO ist Macher der Frankfurter Musiklabels Klang Elektronik, Ongaku und Playhouse! Sein DJ Set umfasst sowohl House- als auch Techno- Elemente. Eine Festlegung auf einen Stil hält er weder für nötig, noch für sinnvoll. Sein persönlicher Stil beruht vor allem auf der Verwebung seiner musikalischen Wurzeln, die sowohl im Soul, Funk & Disco der 70er, als auch im Sound des späten 80er bzw. frühen 90er Chicago-House und ursprünglichen Detroit-Techno liegen. Elektronische und klassisch repetetive Musik (wie z.B. Steve Reich) beeinflusst und inspiriert ihn seit dem frühesten Beginn seines Schaffens.
www.klangelektronik.de
Ort
60313 Frankfurt, Breite Gasse 24
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