Zur Bildenden Kunst in Frankfurt schreibt mir die CDU
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Lang hats gedauert, bis ich diese Antwort bekam. Und besonders erbaulich fällt sie auch nicht aus.
Doch lesen Sie selbst...
Bildende Kunst in Frankfurt
Sehr geehrter Herr Beck,
sie haben am 09.02.2006 sowohl der CDU-Kreisgeschäftsstelle als auch mir per Mail Fragen zur Kulturpolitik gestellt, zu denen ich gerne Stellung nehmen möchte.
Frankfurt steht als Kulturstadt mit ihrem Etat auf einsamer Höhe im Land. Keine andere Stadt in Hessen ist in der Lage, ein so hochwertiges und breitgefächertes Angebot aller Sparten von Kunst, Kultur und Wissenschaft zu bieten. Sparmaßnahmen haben zwar zu Einbußen aber keinesfalls zum Kulturabbau geführt. So hat sich der Kulturetat in den letzten 15 Jahren lediglich um weniger als 5% verringert. Gemessen an anderen Bereichen ist dies nur ein geringer Anteil.
Die Förderung der bildenden Künstler in Frankfurt erfolgt auf vielfältige Art. So werden 80.000 im Jahr für Projektförderung ausgegeben, die jeder bildende Künstler beim Amt für Wissenschaft und Kunst beantragen kann.
Das Künstleratelierprogramm bezuschusst Ateliermieten mit 376.000 im Jahr.
Der Berufsverband für Bildende Künstler wird genauso mit städtischen Mitteln unterstützt wie das Atelier Frankfurt oder der Weihnachtsmarkt der bildenden Künstler, der alle Jahre wieder in den Römerhallen stattfindet.
Frankfurt als Kommune leistet sich ein Kulturangebot, das sich schon heute bundesweit sehen lassen kann.
Wir werden auch künftig daran arbeiten, das reichhaltige und vor allem qualitätsvolle Angebot an Kunst, Kultur und Wissenschaft in Frankfurt sicherzustellen. Dabei kommt der Unterstützung durch Sponsoren und Mäzene eine besondere Bedeutung zu. Auf Dauer kann die Stadt aber nicht die Kosten alleine tragen. Deshalb wollen wir eine gerechte Lastenverteilung zwischen Stadt, Umland und dem Land Hessen erreichen und treten für eine Neuordnung des kommunalen Finanzausgleich ein.
Dies sind, wie ich finde, wichtige Gründe für Künstler in Frankfurt zu bleiben. Wäre das nicht der Fall, hätten wir keine so lebendige Kunstszene aufzuweisen, wie sie in Frankfurt besteht.
Zur Bildenden Kunst in Frankfurt schreibt mir die CDU - 20. March 2006 - 19:34
Sehr geehrte CDU,
vielen Dank für Ihre Antwort auf meine Frage: "Warum sollten Künstler in Frankfurt bleiben?"
Seltsamerweise erreichte mich Ihre Antwort über meine Mailingliste, bevor ich sie direkt in meinem Postfach vorfand. Möglicherweise hat eine andere Person in meinem Namen die gleiche Frage an Sie verschickt.
Ich bin mit Ihrer Darstellung nicht zufrieden.
Sie legen mir Zahlen vor, die das Niveau des Engagements der Stadt Frankfurt belegen sollen.
Abgesehen von den Millionen, die schon an die Städtischen Bühnen gehen, demonstriert der Produktbereich 21 des Städtischen Haushaltes ein anderes Bild.
Die darin aufgelisteten Theaterprojekte erhalten insgesamt 4.175 Mio. Euro, alle Kunstprojekte zusammen nur 1.19 Mio. Euro. (Ich hab mal die Städelschule ausgelassen.) Davon ist der größte Teil institutionelle Förderung, die Künstlern in der Regel nicht zur Verfügung steht.
Übrig bleiben nach dem Atelierprogramm die Bereiche "Allgemeine Förderung visueller Medienarbeit" und "Allgemeine Förderung von Bildender Kunst". Das ist Projektförderung, die jedes Jahr neu beantragt werden muß. Eine kontinuierliche Arbeit ist damit nicht zu verwirklichen.
Ich meine allerdings, das Geld ist nicht das Hauptproblem.
Wie ich schon Ihrer Kollegin von der FDP geschrieben habe (s. Anhang) vermisse ich eine dezidierte Strategie der Stadt Frankfurt im Hinblick auf die bildenen Künste und die vor Ort ansässigen Künstler.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kam jüngst Herr Hierholzer in der FAZ:
"An Vorstellungen, wie die Frankfurter Kultur in zehn oder zwanzig Jahren aussehen soll, mangelt es vollständig. Keine Ideen weit und breit. Und erst recht keine Visionen, wo es doch immer das kulturelle und auch kulturpolitische Vorrecht war, solche zu entwickeln. Man erfreut sich lieber an dem gewiß erquicklichen Ist-Zustand: Frankfurts Museen, Kunsthallen sowie der Kunstverein machen allesamt wegen ihrer erstklassigen Ausstellungen von sich reden. Die Künstler lebten in Berlin und stellten in Frankfurt aus, heißt es gelegentlich. "
Gerade den letzten Satz kann ich aus eigener Anschauung nur bestätigen. Frankfurt ist gerade so attraktiv, daß es Künstler geben soll, die ihr städtisches Atelier in Frankfurt halten, während sie die meiste Zeit in Berlin leben. Die Städelschule bildet junge Künstler aus, die über kurz oder lang auch nach Berlin oder anderswo gehen. Das sollte doch zu denken geben.
Austausch, Mobilität, gut und schön. Aber welche Antwort hat die Stadt Frankfurt auf die Tatsache, daß Institutionen und Gallerien ihre Künstler von überall beziehen können? Es gibt zwar Gastateliers für auswärtige Künstler, aber von solchen für hiesige Künstler im Ausland, oder Reiseunterstützung habe ich bislang nichts gehört. Manchmal hilft die Hessische Kulturstiftung aus.
Man freut sich, daß immer noch Menschen wegen Goethe, der nur 26 seiner 84 Lebensjahre in Frankfurt verbracht hat, in diese Stadt kommen. Aber wer mag in 200 Jahren nach Frankfurt locken, immer noch Goethe?
Wenn ich zum Abschluß noch kurz auf den Bereich hinweisen darf, der meinen Tätigkeitschwerpunkt ausmacht, Netzkunst und die Arbeit freier Projekträume.
Nennen Sie mir doch eine Institution in Frankfurt, in der sich ein unbedarfter Besucher darüber informieren könnte.
Mich wundert es nicht, wenn Künstler weiterhin nach Berlin abwandern.
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Beck
Re: Zur Bildenden Kunst in Frankfurt schreibt mir die CDU
Zur Bildenden Kunst in Frankfurt schreibt mir die CDU - 22. March 2006 - 18:31
Das ist doch voll Panne mit dem Weihnachtsmarkt zu kommen!
Aber wahrscheinlich kauft die CDU da selbst ein????