Stressbewältigung durch Kunst
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Unter diesem Titel erhielt ich die Einladung zu einem Workshop im Raum für Kultur der Dresdner Bank.
Das ist natürlich Quatsch.
Nämlich...
Hier wird, wieder einmal, nicht zwischen Bilder machen und Kunst machen unterschieden.
Kunst ist eine reziproke Schreib-/Lesefunktion auf den Kunstbetrieb.
Die kann keineswegs der Stressbewältigung dienen. Im Gegenteil, sie ist mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Ursache für Stress.
Es kann nicht alles gelesen, und nicht alles geschrieben werden. Folglich muß es eine Auswahl geben. Die Selektion ist einem großem Erwartungsdruck auf ihr Ergebnis hin ausgesetzt. Was wird zukünftig gelesen, was wird zukünftig geschrieben werden?
Stress wird dagegen sicher von Erwartungsdruck ausgelöst. Man werfe nur einen Blick auf Berufsgruppen wie Börsenmakler.
Malen, zeichnen, basteln, kneten kann gegen Stress helfen. Wenn es eben zweckfrei ausgeübt wird, und nicht mit dem Ziel Kunst machen zu wollen.
Ein Begriff wie Kunsttherapie ist daher irreführend. Nicht mit Kunst wird therapiert, sondern mit Handlungen (malen, zeichnen, etc), der sich auch Künstler bedienen.
Therapie durch Kunst ist zwar nicht unmöglich, aber kaum innerhalb eines Workshops zu vermitteln.
Ich habe tatsächlich mein Kunststudium als eine Art Therapie begriffen, mit der ich mich von den Zwängen meiner bürgerlichen Herkunft befreien wollte. Das ist mir zu Teilen geglückt, insofern ich mich für etliche Jahre der Bestimmung funktionieren zu müssen entziehen konnte.
Auf lange Sicht hingegen hat die Kunst kaum als Therapie gewirkt, bedeutet sie doch die Aufgabe Dinge verkaufen zu müssen, für die es (noch) keinen Markt gibt. Das ist nur Stress.