Kulturwirtschaft ist kein geeigneter Begriff für Künstler
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Der Begriff der Kulturwirtschaft geistert durch manche Diskussion. So auch gestern (1.11.07) bei der Veranstaltung "Creative Industries" im Kommunikationsmuseum in Frankfurt.
Künstler sollten diesen Begriff nicht verwenden.
Kulturwirtschaft impliziert die durchaus positive Feststellung, daß Kultur ein belegbarer Wirtschaftsfaktor ist. Das ist soweit gut so.
Wenn es aber um Anerkennung und Förderung von Künstler geht, ist der Begriff zu eng gefasst.
"Creative Class" von Richard Florida ist besser geeignet, die Leistung von Künstlern zu verstehen.
Der Charme der Theorie von Richard Florida liegt ja gerade darin, daß sie Künstlern (und anderen Randgruppen) eine ökonomische Relevanz zuspricht, obwohl sie im herkömmlichen Sinne nichts produzieren.
Der amerikanische Soziologe fordert daher auch ein "business climate" durch ein "people climate" zu ersetzen. Wirtschaft zu födern ist nicht falsch, aber manchmal ineffektiv. Es braucht eine positive Grundstimmung, in der Ideen wachsen können.
Das bedeutet, daß Förderung indirekt zu erfolgen hat, ausserhalb direkter Kosten-Nutzen Rechnung, - und sei sie auch noch so vage.
Wenn Toleranz von Florida als massgeblicher Faktor in der Erzeugung eines Bürgerklimas angesehen wird, so wird auch deutlich, daß es nicht allein um Geld geht.
Demokratisierung, Verbreiterung der Entscheidungsbasis, der Mitbestimmungsrechte sind keine Budgetfrage.
Ein Beispiel: in Frankfurt findet die Arbeit städtischer Institutionen komplett abgekoppelt von der Kunstszene statt. Was Schirn, Städel und Co. machen, hat nichts damit zu tun, ob es in Frankfurt Künstler gibt oder nicht.
Wie wäre es, wenn auch Künstler in die Aufsichtsgremien dieser Institutionen gewählt würden? Kostet keinen Cent, wäre aber ein Schritt in die Entwicklung eines Bürgerklimas.
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Zum Begriff der Kulturwirtschaft siehe das Blog von Michael Söndermann http://www.kulturwirtschaft.de/