Staat und Club
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Warum gibt es eine Staats-Galerie, aber keinen Staats-Club?
Dabei wäre das doch so einfach. Und könnte wie folgt aussehen:
Der Staats-Club ist eine öffentlich subventionierte Einrichtung zur Sammlung, Bewahrung und Verbreitung zeitgenössischer Club-Kultur.
Der Staats-Club veranstaltet in regelmässigen Abständen Club-Events. Sie werden entweder von im Staats-Club angestellten Staats-DJs oder von hinzukuratierten freien DJs musikalisch ausgetragen.
Die Kuratoren des Staats-Clubs sorgen für die inhaltlich musikalische Ausrichtung des Programms.
An der Spitze des Staats-Clubs steht ein Staats-Club-Direktor.
Der Staats-Club gibt alljährlich eine CD-Sammlung heraus, die seine Arbeit dokumentiert. Zusätzlich können alle audio-medialen Sammlungsgegenstände kostenfrei von der Homepage des Staats-Clubs heruntergeladen werden.
Der Staats-Club sammelt und dokumentiert auch Club-Kultur, die ausserhalb seiner Mauern stattfinden.
Der Staats-Club ist für alle Ewigkeit angelegt.
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So könnte es gehen, analog zur Idee des Museums.
Ist Club-Kultur einfach noch nicht reif für das Feld der öffentlichen Sammlung? Liegt es daran, dass Club-Kultur noch immer die Anmutung des Populären, Alltäglichen und Banalen hat? Keine hohe Kunst, sondern bloss Unterhaltung ist?
Sicherlich steht das Museum auf der Linie der Bewahrung physicher Objekte. Aber das Theater, es hat seit jeher der flüchtigen Aufführung als Obdach gedient. Was dem Theater die Stücke, Texte, das Repertoir ist, ist dem Club die Tonaufzeichnung, die von seinen DJs jeweils anders interpretiert wird.
Man sage nicht, das Theater habe doch einen erzieherischen Zweck. Wer wollte die pädagogische Wirkung des Clubs leugnen? Haben nicht Millionen junger Leute mehr bei Sven Väth gelernt, als von Goethe und Schiller?
Nietzsche wäre zu paraphrasieren: Wie hängt der Clubgänger mit dem Club zusammen? Nur durch das Ohr... (Zur Zukunft unserer Bildungsanstalten)
Und die öffentlichen Mittel fliessen ebenso an das Boulevard-Theater wie an die hehre und fragliche Kunst des Staatstheaters. Der Haushalt der Stadt Frankfurt gibt darüber leidlich Auskunft.
Schliesslich ist auch die Club-Kultur keineswegs frei von nationaler Vereinnahmung. Westbam und selbst Achim Szepanski waren schon für das Goethe Institut in der Welt unterwegs.
Fordern wir doch endlich einen soliden Staats-Club. Für alle und für Deutschland.