Im folgenden einige Artikel der Thing mailingliste zum Thema mp3 und mp3 mixing.
Da Herr Braan das auch auf tresurbain gepostet hat finden sich hier auch Beiträge von Mitgliedern der tresurbain liste:
Von: Stefan Beck
Datum: Sa 14, Dez 2002 14:31
Betreff: em pe drei
Im märz kommenden jahres wird es von digitalcraft im mak.frankfurt eine
ausstellung zum thema "mp3" geben, die sich aber schwerpunktmässig mit dem
thema filesharing, peer to peer und den folgen u.a. für die musikindustrie
beschäftigen wird.
Ich möchte dazu parallel ein musikprogramm anbieten. Nun ist aber mp3 in
erster linie ein fileformat, das scheinbar keinen einfluss auf die musik
nimmt. Oder doch?
Vielleicht hat ja jemand auf der liste ideen, wie sich mp3 doch akustisch
abbilden lässt.
mp3 als abspielformat vom notebook aus ist ja längst etabliert. Irgendwo hab
ich gelesen, dass ein New Yorker club seine Technics rausgeworfen hat und
den DJs nur noch zwei iPods anbietet. Wirkt sich das auch auf die musik aus?
Hat jemand hierzulande damit erfahrungen gemacht?
Stefan
Note: Die "comments" sind von mir von der Liste genommene Beiträge.
Von: Kurz- und Schmerzhaft <egidius@b...>
Datum: So 15, Dez 2002 15:05
Betreff: Re: [thing-frankfurt] em pe drei
Stefan Beck scratchte:
>
> mp3 als abspielformat vom notebook aus ist ja längst etabliert. Irgendwo hab
> ich gelesen, dass ein New Yorker club seine Technics rausgeworfen hat und
> den DJs nur noch zwei iPods anbietet. Wirkt sich das auch auf die musik aus?
> Hat jemand hierzulande damit erfahrungen gemacht?
Herr Heßling präsentierte seine bisherigen Programme im Rahmen der
Abteilung für Musikerziehung mit Hilfe eines Notebooks voller mp3s.
Kurioserweise kamen am letzten Abend seitens des Publikums aus
unterschiedlichen Richtungen Beschwerden, der DJ würde "ja nichts
machen". Als Herr Heßling dann auch noch einer kleinen Gruppe
interessierter Zuhörer abseits des "Pultes" sein inhaltliches Konzept
erläuterte, kam es nicht etwa zu Störungen im musikalischen Fluss, da er
eine Anzahl Songs im Voraus programmiert hatte. Dafür kam dann aus
anderer Ecke die Frage "wir dachten, heute spielt hier ein DJ".
Der Ansatz mit den beiden iPods ist nicht neu. Ich persönlich tendiere
mehr und mehr dazu, wieder "klassische" Schallplatten aufzulegen.
Kratzer hin, Kratzer her, die abnehmende Menge an Information zur
Plattenmitte hin mal beiseite gestellt, der performative Charakter wird
u.a. auch getragen von der "Manipulation" der Trägermedien. Um mich
qualitativ wie mengenmäßig zu steigern, habe ich gestern auf dem
Flohmarkt mein Auswahllimit inzwischen auf EUR 2 pro LP heraufgesetzt.
Experimentelle Praxis mit Diskussion der Problematik:
19.12.2002: "Musik für Somnambule"
Ein Unterhaltungsprogramm für Nachtschwärmer und Mondsüchtige
Heßling's Lunatic Lounge, Tritonal ®, James Dean Brown u.a.
23 Uhr im Spielplatz M9, Münchener Str. 9, Frankfurt-Innenstadt
Wer mitdiskutieren möchte, ist herzlich eingeladen!
PS. Verkauft jemand billig einen Technics?
Re: Art of mp3 mixing
Art of mp3 mixing - 16. December 2002 - 17:00
Von: Stefan Beck <stefan@t...>
Datum: So 15, Dez 2002 17:51
Betreff: Re: [thing-frankfurt] em pe drei
Die von dir beschriebenen reaktionen wundern mich nicht, allerdings könnte
ich mir vorstellen, dass es ähnliches gab, als DJs live musik ersetzen:
"Hey, der spielt ja nur platten......"
Mich würde nur interessieren, ob das mp3 spielen etwas neues bringt, was
über das DJen mit platten hinausgeht. Das vorausprogrammieren ist ja nicht
so aufregend, das könnte man auch mit einem cd-wechsler erzielen.
Wobei mir einfällt, dass es auch immer noch aversionen gegen das DJen mit
CDs gibt. Da werden womöglich urängste evoziert, die sich insgesamt gegen
immaterielles richten. Die vinyl platte erscheint da reeller zu sein als die
CD, wobei sie wieder weniger real ist als "echte" musiker.
Re: Art of mp3 mixing
Art of mp3 mixing - 16. December 2002 - 17:01
Von: Computable Numbers with an application to the Entscheidungsproblem <egidius@b...>
Datum: So 15, Dez 2002 19:06
Betreff: autopioetic mp3rformantenthum
Von: Computable Numbers with an application to the Entscheidungsproblem <egidius@b...>
Datum: So 15, Dez 2002 20:29
Betreff: Re: [thing-frankfurt] autopioetic mp3rformantenthum
Stefan Beck wrote:
>
> Sehr schönes diagramm. Können wir das evtl. auch in eine aufführungsform
> bringen? Etwa als iPod Orkestera?
Hm,
erinnerst du Dich noch an die Idee, die 300 CDs, die Du bestellt hattest,
gleichzeitig zur Abspielung zu bringen? Sind die eigentlich gekommen?
MfG
iBraan
Re: Art of mp3 mixing
Art of mp3 mixing - 16. December 2002 - 17:03
Von: Matze Schmidt <matze.schmidt@n...>
Datum: So 15, Dez 2002 19:29
Betreff: Re: [thing-frankfurt] em pe drei &b zurueck
hi,
was mich interessieren wuerde, waere ein akkustisches display von
allem was bei MP3 uund anderen komprimierungsalghos rausgerechnet wird.
duerfte ja relativ einfach zu
realisieren sein: alle frequenzen sozusagen wieder negativ
herauszufiltern, um sie hoerbar zu machen. ob dann das "realer" ist oder
nicht spielt keine rolle, entscheident dabei ist, dass alle MP3-ohren
meist gut hoeren, alle koerpernahen frequenzen aber wegfallen. die holen
wir jetzt aber nicht wieder mit rein ins "ganzheitliche hoererlebnis", wir
stellen sie getrennt und divers vor, auf andern kanaelen.
ergabe vielleicht eine schoene architektur. ich nenne es:
mpe(TM) - "e" is for envisible
matze
Re: Art of mp3 mixing
Art of mp3 mixing - 16. December 2002 - 17:05
Von: alan.twitchell@g...
Datum: Mo 16, Dez 2002 13:50
Betreff: Re: [thing-frankfurt] em pe drei
Ziemlich einleuchtend das alles, jedoch erscheint mir Vinyl nun doch als
wenig mehr als nur Authentizitätsgarant. Es wäre als solcher wohl auch zum
scheitern verurteilt.
Der exkurs über die technisch-analogen vorzüge des turntable darf getrost
als erledigt betrachtet werden.
Mit den "urängsten, die sich gg. immaterielles richten" geht das inne
Richtung, die ich mittragen kann: Vinyl/Clubsphäre als Moment der Körperlichkeit
(bei aller entsubjektivierung), als moment des ryhtmus und nicht der melodie.
insofern aufs materielle immer schon ausgewesen. vgl. das in einigen Krreisen
verbreitete Flair für shellac statt vinyl und wenn vinyl dann bitte 180 gr.
platten.
sicher lassen sich mp3 mixen, der silberne Apfel bannt eben wie beleuchtete
teller, err strahlt auch heller.
Re: Art of mp3 mixing
Art of mp3 mixing - 16. December 2002 - 17:06
Datum: Mon, 16 Dec 2002 09:13:24 +0100
An: "tresurbain" <tresurbain@k...>
Betreff: [tresurbain] Re: [thing-frankfurt] em pe drei
Ich hab auch schon mit Laptop und Mixsoftware aufgelegt.
Das Problem ist:
1. Man wird als DJ ziemlich schnell faul und hopst lieber selber auf der
Tanzfläche rum. Dadurch kanns einem passieren daß man die "Kontrolle" übers
Publikum verliert und als "DJ" faktisch garnicht anwesend ist.
2. Die Faulheit kann sogar soweit gehen, daß man einen z.B. dreistündigen
"MP3-Mix" vorbereitet und dann mißmutig wird, wenn die Musik nicht so
ankommt, wie man sich das gedacht hat. Darunter leidet dann auch die
Flexibilität.
3. "Underground" kriegt man meistens eh nur auf Vinyl. Es ist dann ein
ziemlicher Act, das Ganze von Platte in den PC aufzunehmen. Dann kann man
die Platte lieber gleich in den Club mitnehmen.
Mein Fazit: Am besten ist das Ganze geeignet, wenn man mal keinen großen
Bock hat den ganzen Abend hinterm DJ-Pult zu stehen und mal "kurzfristig"
selbst tanzen will. Platzersparnis hat man zwar, aber es ist verführerisch,
das Ding einfach laufen zu lassen...
Re: Art of mp3 mixing
Art of mp3 mixing - 16. December 2002 - 17:07
Von: Martin Kliehm <martin.kliehm@3...>
Organisation: 3W4U - Netzagentur GmbH
Antworten an: "tresurbain" <tresurbain@k...>
Datum: Mon, 16 Dec 2002 10:54:05 +0100
An: "tresurbain" <tresurbain@k...>
Betreff: [tresurbain] Re: [thing-frankfurt] em pe drei
>>mp3 als abspielformat vom notebook aus ist ja längst etabliert. Irgendwo hab
>>ich gelesen, dass ein New Yorker club seine Technics rausgeworfen hat und
>>den DJs nur noch zwei iPods anbietet. Wirkt sich das auch auf die musik aus?
>>Hat jemand hierzulande damit erfahrungen gemacht?
Neulich war bereits auf der Gabber Mailing Liste eine Diskussion über
Final Scratch (http://www.finalscratch.com) - Ursprünglich war das eine
kleine niederländische Erfindung, die nun fett von Stanton promoted
wird. Man hat MP3s auf seinem Notebook, aber zwei Vinylplatten mit
Steuersignalen auf den Plattentellern und dazwischen ein Decoder-Gerät.
Man wählt also ein MP3-Stück aus, und das kann man dann über die Platte
pitchen, scratchen, was auch immer.
Geil ist natürlich, daß man statt einer 30kg-Plattenkiste nur noch ein
Laptop und zwei Platten mitnehmen muß... obwohl: House-DJs kommen ja
meistens mit diesen modischen kleinen Damen-Plattentäschchen für 20
Stück aus, die sind ja nicht sooo schwer. ;)
Negativ ist, daß man die Struktur der Stücke natürlich nicht mehr an den
Rillen ablesen kann, weil alle Rillen gleich aussehen. Ätzend ist sicher
auch, wenn man mit seinem Laptop auf eine sechsmonatige Tour geht und
nach der ersten Röntgenkontrolle die Festplatte beschädigt ist.
Aber was bedeutet Final Scratch für kleine Labels? Wenn sich jeder Depp
MP3s aus dem Netz saugen kann und sie mischt wie ein DJ? Würden sich
Konsumenten trotzdem noch das echte Vinyl kaufen (wegen was? Den
Aufklebern auf den schwarzen Plattenhüllen?), oder würde man auch noch
auf seiner 500er Auflage sitzen bleiben? Sind Platten mit Steuersignalen
noch das gleiche wie Vinylplatten? Was verändert sich, wenn man am
Computer Titel durchscrollt statt seine Plattentasche zu durchwühlen?
Was ist mit dem haptischen Aspekt dabei?
Cheers,
Martin
Re: Art of mp3 mixing
Art of mp3 mixing - 16. December 2002 - 17:08
Von: Pino Grzybowsky <drscissors@w...>
Organisation: http://freemail.web.de/
Antworten an: "tresurbain" <tresurbain@k...>
Datum: Mon, 16 Dec 2002 12:01:13 +0100
An: "tresurbain" <tresurbain@k...>
Betreff: [tresurbain] Re: [thing-frankfurt] em pe drei
....also ich habe auch vor, meine wichtigsten Platten zu digitalisieren, ich
bin einfach die Schlepperei satt !
Es wurde schon erwähnt, das ein optischer Link zur Musik (Rillenstruktur,
Cover) fehlt.
Ich denke das wäre eine Anregung an Traktor & Co. wert, doch kleine JPG's zu
integrieren.
Final Scratch ist nur auf PC's erhältlich (weil Linux-Anwendung), das würde
für mich einen Systemwechsel bedeuten, läuft nicht mit mir ;) !!!!
Ich denke eine Performance am DJ-Pult sollte auch mit einem Laptop möglich
sein, man sollte halt dann auch die technischen Möglichkeiten, z.B. kleinere
Schnipsel aus Platten zu benutzen, auch umsetzen. Auch Effekte wie filtern,
Delay u.ä. stellen eine Herausforderung dar. Ein Übergang hierzu für mich
wird sicherlich ein halbes Jahr dauern, ich werde es zumindest versuchen.
Noch ein Wort zu den kleinen Labels und mp3 im Netz:
ich denke auf kurz oder lang wird es eine neue Art der Distribution von
Musik geben müssen.
Vielleicht wird ein Stück je nach Ranking eines Künstlers/Projekts erst
einmal eine gewisse Summe an Einzahlung erhalten, um dann als
Erstveröffentlichung im Netz zu stehen ?
Und ausserdem finde ich nach wie vor, das CD's für viel zu viel Geld im
Ladenregal stehen, von dem Geld sieht der Künstler am wenigsten...