Einblicke revisited [Kurzbericht]
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Das Franfurter Forum für Kommunikation, ein Zusammenschluss diverser defizitärer Medienunternehmen wie der Berger Kinos, In-Motion und Das Werk und der Frankfurter Wirtschaftsförderung luden mit dem sturmerprobten Zugepferd Hugo Müller-Vogg zum allseits beliebten Medienmittwoch in die heiligen Hallen der Agentur Michael Conrad & Leo Burnett, von denen ich heute Nacht übrigens noch geträumt habe.
Eins vorweg: alkoholfreies Bier gab es nicht.
Thema des Abends war die Beschäftigung mit den Zielgruppen ab 50 Jahren, unter Fachleuten auch "50+" bzw. "Alte" genannt. Pöbel-Hugo sprach routiniert wie immer, und wie immer irritierte mich besonders der Umstand, dass seine Stimme genau so kling wie die Helmut Kohls. Es ist also noch nicht vobei. Ein Vortrag läutete die Podiumsdiskussion zwischen diversen Medienschaffenden [Achtung: damit sind keine Künstler gemeint] über 50 ein, die lebhaft diskutierten, natürlich auch daran interessiert, Werbezeiten zu verkaufen in den vielgeschmähten Medien wie hr4 und ähnlichen Randerscheinungen des großen Gelds. Doch abgeschoben bedeutet nicht: aus den Augen, aus dem Sinn.
Eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse:
1. Überalterung
Die Gesellschaft steht vor ihrer Überalterung. Heute sind bereits 35% der über 14jährigen 50 und älter, 2010 werden es 40% sein und 2030 glatt die Hälfte
2. Umstrukturierung
Probleme bei der Neustrukturierung des medialen Geschehens, um neue Zielgruppen zu erschliessen. Ein Sender wird um ein Jugendsprogramm erweitert mit dem Effekt, dass die Jugendlichen nicht errreicht werden und die Alten wegbrechen.
3. Repositioning
Lätta konnte man essen, weil sie lättta schmeckt und ausserdem cholesterinspiegelsenkeend war. Plötzlich durfte man Lättä "hoch2" nur noch essen, wenn frau morgens mit zwei Herren im Bett aufwacht. Damit identifiziert sich vielleicht der Product Manager und baut ein Zelt, jedoch nicht die eigentlichen Zielgruppen.
4. Panikmache
Zur Begründung derartiger Umpositionierungen von Produkten wird oft das "Wegsterben" der älteren Zielgruppen herangezogen, sicherlich auch meist von jüngeren [Product Managern].
Fazit:
Es reicht nicht aus, jung und schön und auch in der Werbung wie in der Webung auszusehen, sondern muss auch die exorbitante Kaufkraft der Älteren berücksichtigen. Auch wenn es manchmal wehtut und dem werbungtreibenden Jugendlichen nicht unbedingt die Ego-Projektionsfläche bietet, wegen der er ursprünglich in seinen Job gedrängt war.
Alles in allem ein kurzweiliger Abend, das Publikum nicht jünger als 40 [ausser ein paar versprengten Kreativen der gastgebenden Agentur, die früher in den Feierabend gingen], doch dass auch bei dieser Thematik die magenschonendnen Getränke wieder schmählichst unterrepräsentiert wurden, muss ich leider anprangern.