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Vom Schein zum Sein: Der Portikus wird abgerissen.

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Am kommenden Freitag, den 23.5. 2003 findet die letzte „Ausstellung“ des Portikus an seinem alten Ort in Form einer künstlerischen Abriss-Performance statt.
Der Portikus, dessen Existenz ich in 13 Jahren seiner 16jährigen Geschichte miterlebt habe, war für mich immer der eigentümlichste Beitrag der Frankfurter Hochkultur, jenseits der Off-Szene.

Die Ausstellungen dort haben mich zum allergrößten Teil gelangweilt und genervt, aber die vielleicht unfreiwillige Inszenierung von Öffentlichkeit auf der Freitreppe des Portals als eine Mikrototalität des Frankfurter Kunstlebens war mir immer wie eine surrealistische Manifestation dessen, was Kunst nicht ist, nicht sein kann und nicht werden soll; - eine heilige Familie bestehend aus den Debütantinnen der Städelschule, ihrem Hausmeister, dem Ehepaar Bayrle und einem Ober-Kasper an der Spitze. Wenn, so meine ich, hätte Breton hier schießen müssen.
Das schmale Band zwischen Fassade und dem gleichgültig vorbeiziehenden Verkehr versammelte eine Sozietät des Unvermeidlichen, die allen vorübergehend den Stempel des Erkennens aufdrückte: Auch du hier! Das hat keine Institution in Frankfurt vollbracht.

Die Kunst im Portikus war sicher nicht das, was sich die Stadt Frankfurt als repräsentativ vorstellte, weswegen sie zu Zeiten leerer Kassen eine Restauration im wahrsten Sinne des Wortes durchführt. Ich stelle mir jetzt schon die kommenden Aquarellausstellungen im Foyer der neuen alten Bücherhalle vor, während der Portikus sich in ein Vergnügungsquartier des Investors Goldmann verzieht. Schicker schauen, heißt dann die Devise.

Daß sich aber der Abbau aber unter dem Emblem des „White Cube“ Themas vollziehen soll, ist ein grober Faupax:
„Der Portikus wird abgerissen! Michael Elmgreen und Ingar Dragset lassen die Außenwände der Kunsthalle aufbrechen und abtragen. Lediglich der Boden, das Dach und die von Innen sichtbare Lichtdecke sollen über einem Gerippe aus stützenden Wandpfeilern stehen bleiben. Dieser Eingriff markiert das Ende einer 16 jährigen Ausstellungsgeschichte, gleichzeitig aber wird die physische Öffnung des Portikus als Prototyp eines klassischen White Cube hin zum öffentlichen Stadtraum vollzogen.“

Ich könnte das noch verstehen, wenn es aus der Einsicht des eigenen Irrtums entstanden wäre, aber am letzten Tag vor dem Unvermeidlichen, wirkt es für mich wie eine schwache Bemäntelung eigener Unbeholfenheit und Unfähigkeit, denn der Portikus hat sich nie der White Cube Problematik stellen wollen. Vor zwei Jahren gabs dazu ein kleines Podium, wo alle sorgenhafte Minen zur Schau stellten, und die oben genannten Künstler herumjammerten, es müsse mehr Off-Spaces geben. Passiert ist aber gar nichts. Elmgreen und Dragset sind während ihres Aufenthaltes in Frankfurt meines Wissens an keinem der reichlich vorhandenen Off-Spaces erschienen, bedienen aber weiterhin den etablierten Kunstbetrieb mit hohlen Phrasen wie „Powerless Structures“, die sich gut machen, wenn sie das institutionelle Machtgebaren cachieren. Künstler stellen Institutionen den Persilschein aus. Und der Portikus hat sich auch nicht weiter drum gekümmert. Wo jetzt definitiv abgerissen wird, den Abriss künstlerisch auszudeuten und ins Positive zu wenden, mag durchaus erlaubt sein, aber die finale Umdeutung in eine Abkehr vom White Cube kommt zu spät, zu spät, zu spät. Chance vertan.

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Ein Kommentar

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Vom Schein zum Sein: Der Portikus wird abgerissen. - 26. May 2003 - 10:58

Es gibt einen kurzen Film vom Letzten Geleit auf http://pingelfraaten.de/

 

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Im Kontext von Thing Book 2004 auch: ›http://www.cms.thing-net.de/artikel104.html‹ (veraltet).


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