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Lieber Udo Kittelmann,
danke für den Hinweis auf ihr neues Buch. Sie haben es geschafft, mich doppelt zu verärgern. Nicht nur, dass Sie mir eine Werbesendung zu Ihrem neuen Privat-Projekt, einem BUCH, auf Kosten meiner Mitgliedsbeiträge, Steuern und sonstigen Zuwendungen zuschicken liessen, nein, Sie schickten mir diese in ihrer unendlich großen Peinlichkeit gleich zweimal.
Seit Sie das ranzig riechende Tortenstück leiten, werde ich als sozialkritischer Kunstfreund von einer Fülle an Werbematerial zugeschüttet, wie es bislang weder Frankfurter Wirtschaftsförderung noch Marketing Club zusammen geschafft haben. Ich frage mich: Was ist Ihre geneigte Intention! Sind Sie ein Selbstdarsteller? Sicher; Sie sind Quereinsteiger. Doch fehlende Diplomate müssen nicht mit aggressivem Exhibitionismus ausgeglichen werden – glänzen Sie doch mit Kompetenz!
Ich finde es öde, ein Museum mit lustig-lebendigen Wachsfuguren auszustaffieren. Ich frage mich darüber hinaus, wer die Videoarbeiten beschauen soll, die sich tagein, tagaus selbst betrachten müssen. Zeigen Sie doch mal ein bisschen Malerei, ein wenig Bild-Verhau, oder ist das gerade nicht ausreichend angesagt? Über Konzeptkunst zum Ausstellungskonzept als Selbst-Zweck einer Kunsthallenleitung: das ist nicht, was ich mir wünschte.
Zurschauplätze: Bitte, bitte, gehen Sie zurück nach Köln. Ziehen Sie nicht über Los, verzichten Sie auf eine Abfindung. Als Selbstdarsteller: verschonen Sie Ihr Publikum mit dem Werben um Ihresgleichen. An Ihnen ist ein Schautexter verloren gegangen – in jedem Satz ein Wortspiel, und noch eins, und eins noch drumrum. Dafür verzichte ich auch auf den Preisnachlass von 20%, denn ich bin gerne Kunde und Entscheider. Das lässt die Freiheit, nicht zuzustimmen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Braan
PS. Als Freund empfehle ich, sollten Sie hierbleiben wollen, eine frische Brille. Ihre ähnelt frappierend jener des Herrn Hunzinger. Ein Zeichen? Kein gutes.