Thing Frankfurt Blog / Artikel

Von allem Unnötigen

Veröffentlicht am

Zu meinen frühesten Leseerfahrungen gehören die Mumins. Einer von ihnen ist der Philosoph, der in der Hängematte liegend das Buch "Von allem Unnötigen" liest.

Während einer Katastrophe, die die Mumins heimsucht, kommt dem Philosophen auch das Buch abhanden. Als er es schliesslich wiedererlangt, heisst es nun "Von allem Nötigen". Sehr zum Verdruss des Philosophen.

Das bringt mich zu einer Meldung, die heute mittag der Deutschlandfunk brachte.

Nach Bericht des Reporters zum Stand der Finanzkrise wurden in der Vergangenheit jedem zweiten Kunden Dinge verkauft, die er eigentlich gar nicht gebraucht hatte.

In Konsequenz würde das bedeuten, dass das derzeitige Konsumniveau eigentlich "normal" ist. Und dass alle Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur und des privaten Konsums auf ein irreales Niveau abzielen. Ein Niveau, das genau die Probleme verursacht hatte, die gerade bekämpft werden sollen.

In der Tat, es bereitet mir einige Mühe Dinge aufzuzählen, die ich ernsthaft brauche. In vielem fühle ich mich gedrängt, Anschaffungen in Erwägung zu ziehen, die auf einem fragwürdigen Fortschritt beruhen.

Meine Arbeit im Internet beruht auf Computern. Geräten, die drei, vier Jahre alt sind, aber noch prima funktionieren. Die Software ist OpenSource und oder kostenlos. Ihre Hersteller bedrängen mich dauernd auf neue Versionen upzudaten. Versionen, die mehr Rechenkraft verbauchen und schliesslich die Anschaffung eines neuen Computers verlangen.

Brauche ich Flash 10? Zu was? OpenOffice oder FireFox 3.0? Funktioniert doch alles prima.

Anfang des Jahres hab ich mir ein iPod Touch zugelegt. Das ging nicht ohne iTunes 7.0 ab. Kürzlich wollte ich mir mal ein kostenloses Programm aus dem Apple AppStore laden. Fehlermeldung: nur ab iTunes 7.7 möglich. Konsequenz: iTunes 8 laden. Nein.

Da frage ich mich doch, in welchen Zeiträumen die Hersteller denken, wenn sie mir ein erneutes Update nahelegen, für eine Funktion, die schon bei der Herstellung des Gerätes absehbar war.

Nebenbei, für den iTunes Store hab ich mir schon eine falsche email zugelegt. Aber Apple ist nicht dumm. Die wollen meine Kreditkartendaten, auch, wenn ich nur kostenlose Software laden will. Zu billig darf man nicht davon kommen.

Manchmal denke ich, diese Finanzkrise hat vielleicht auch ihr Gutes.

Ähnliche Artikel

 

Keine Kommentare

 

* * *

Permalink: http://blog.thing-frankfurt.de/artikel328.html

Im Kontext von Thing Book 2004 auch: ›http://www.cms.thing-net.de/artikel328.html‹ (veraltet).


[07/2015] Wegen Serverwechsel können wir die Seite Thing Frankfurt Blog in der bisherigen Form leider nicht mehr weiterführen.

Zur Zeit sind nur ausgewählte Artikel verfügbar.

Wir wollen zu Wordpress wechseln. Wer kennt sich aus mit Datenmigration, MySQL, eXtended RSS und könnte uns helfen? Freundliche Hinweise über Kontakt

Alles andere, Impressum etc auf Thing Frankfurt

Unterstütze uns mit:

© Thing Frankfurt Blog, seit 2002.