kunst, der habitus des künstlers impliziert das gekonnte nicht-kleiden-können. oder: die beine der politkunst.
schauen sie mal, der lange in army-klamotten, hindenburgbart und baseball-mütze. davon ist nicht nur die baseball-mütze out. oder der mit dem roten vollbart. vollbärte sind erkennungsmermal jener gesichtlosen, die das handicap, gut sehen zu können, daran hindert, ihr antlitz mit hilfe eines brillengestells zu er-zeugen, wie es disk-jockeys zu tun pflegen. da ist nämlich alles ausser einem dj-bärtchen verboten, und alles, was weniger ist, auch. sehen sie die dicke mit den albernen pippilangstrumpfzöpfchen, die nicht seitwärts, sondern auf dem hinterkopf angebracht sind? sie führen das auge gerade zu auf das feiste gesäß in einer viel zu engen blue-jeans, an der nicht nur das blue-sein mega-out ist. oder den aggressiven wiesbadener familien-name-des-vadders in seinen militant angeökten sportsachen.
zum habitus gehört auch die haltung, die körper-haltung, wobei - von haltung ist oft nicht zu sprechen. der städelschüler an sich ist bereits eine infame behindertenverhöhnung, wenn er seinen kopf seitlich in den nacken presst und die zunge die unterlippe blecken lässt, anstatt einfach mal was brauchbares zu sagen. hfg-schüler machen das zwar auch, aber nur auf speed. dadurch werden sie zwar nicht besonders schnell, aber würden im exotarium nicht weiter auffallen. speed ist out: saufen, sabbeln, blecken, blasen.
ach ja; die beine. wenn sie besonders dicke beine hast und künstler werden wollen, tragen sie einen mittellangen glockenrock der großmutter, möglichst klobige bergschuhe und selbstgestrickte knieschoner, deren einer lässig zum knöchel hinabgleiten darf. darüber ein wollnes beduinenzelt und fertig ist das weltgewissen.
Herr Braan,
erzähl mehr von dem heissen scheiss....
Re: schales neues jahr
schales neues jahr - 02. January 2004 - 20:13
> wollen sie mehr wissen?
nicht wirklich.
aber vielleicht doch eins: ob du ein spezielles problem mit denen hast, die du da kuenstler nennst oder als kuenstler identifizieren zu koennen glaubst, bloss, weil sie sich selbst so nennen?
ist das nicht fuerchterlich egal?
oder jedenfalls genau das, was (dir) das neue jahr (und anderen dann moeglicherweise deinen kommentar) so schal macht:
dass es nix bringt, immer nur auf das zu schauen und dann dementsprechend das zu sehen, was man eh schon zu wissen glaubt?
muss es dann noch mitgeteilt werden?
Re: schales neues jahr
schales neues jahr - 02. January 2004 - 20:15
oeh, doch noch was vergessen, was ich wirklich wissen will:
koenntest du gelegentlich naeheres ueber den/die traeger/in der glockenrock-wadenwaermer-kombination preisgeben.
irgendwie klingt das sehr sexy.
Re: schales neues jahr
schales neues jahr - 02. January 2004 - 20:20
Girl, do I wish I could share some of my thick skin with you! For the thin-skinned, even the bump of a wayward bee can feel like an attack. Your writing is as solid as stone and as sure of its boundaries. Some of us write like throwing sand into the wind, and those grains against a thin skin -- well, they can sting. But you shouldn't assume they were meant to. Stone and sand. It's so often a matter of style. And of very personal perception.
Re: schales neues jahr
schales neues jahr - 08. January 2004 - 11:46
also mir wurde ja noch zugetragen, dass die dame mit den zöpfen sich nach lesen der ästhetischen randbemerkung beklagte, dass die marke ihrer jeans nicht erwähnt worden sei. das ist möglicherweise programmatisch für die wahren probleme der hiesigen halbkunstszene, die wie alle halbsysteme zwischen darstellung und selbstdarstellung nicht diferenzieren kann.