Was mir die FDP zur Frankfurter Kulturpolitik schreibt
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Schon vor zwei Wochen war ich auf einer Wahlkampfveranstaltung der FDP, die speziell der Frankfurter Kulturpolitik gewidmet war.
Auch dort habe ich versucht, meine Frage "Warum sollten Künstler in Frankfurt bleiben?" vorzutragen.
Erst jetzt kam eine aufs Thema bezogene Antwort...
Sehr geehrter Herr Beck,
danke für Ihre Nachfrage die ich gerne beantworten will. Wie Ihnen schon Herr Otto in der Diskussion gesagt hat gibt Berlin als Bundeshauptstadt viel Geld für die kulturelle Förderung aus. Dies geschieht nicht aus dem städtischen Haushalt sondern aus dem Bundeshaushalt. Fankfurt am Main, als wirklich kleine Großstadt, hat einen vergleichbaren, mit dem städtischen Etat Berlin, großen Kulturetat.
Außer der Förderung der städtischen Einrichtungen werden freie Theater, Künster aus allen Bereichen durch Projektföderung in ihrer kuturellen Arbeit unterstützt. Auch das Institut für Neue Medien bekommt einen Zuschuss in Höhe von 150.000,- pro Jahr. Wie die internen Geflogenheiten dort sind, kann ich als Außenstehende nicht sagen. Grundsätzlich ist es so, dass die Verwaltung die geförderten Einrichtungen prüft und wenn die Arbeit entsprechend den Vorgaben geleiset wird, die bereitgestellten Geld auszahlt. Es ist natürlich selbstverständlich, dass nicht in die künstlerische Freiheit eingegriffen wird. Die Stadtverordenten stellen immer wieder, durch ihre Anträge, Gelder für Künstlerateliers und Projektförderungen in den städtischen Haushalt ein.
Die Stadt Frankfurt unterhält eine große Anzahl von Einrichtungen in denen sich Kunstschaffende zu günstigen Mieten einmieten können. Wie Sie sicher auch wissen, steht der städtische Haushalt unter der Genehmigung des Innenministers. Die freiwilligen Leistungen, hierzu zählt auch die Föderungung der Kulturszene, werden hier sehr kritisch beurteilt, sodass Frankfurt nicht unverhältniss viel Geld für freiwillige Förderungen ausgeben darf, solange der Haushalt nicht gedeckt ist. Wir sind alle aufgefordert, mit den Steuergeldern der Bürger verantwortungsvoll umzugehen, dass dabei mancher Künstler sich nicht genügend durch die Stadt Frankfurt gefördert fühlt, kann ich gut nachvollziehen.
Wenn Sie schreiben, dass viele Künstler nach Berlin gehen da hier die finanzielle Förderung großzügiger ist, bedeutet das natürlich auch, je mehr an dem Kuchen naschen wollen, um so kleiner wird das Stück. Da bietet es sich doch an in Frankfurt zu bleiben und den Kuchen hier mit wenigen zu teilen. Ich würde mir wünschen, wenn Sie in der Stadt bleiben um hier die Kulturszene zu bereichern. Nach der Kommunalwahl freue ich mich auf ein Gespräch mit Ihnen um näheres aus ihrem Schaffensgebiet zu erfahren
Ich wünsche Ihnen ein kreative Zeit und verbleibe
mit liberalen Grüßen
FDP
Meine Antwort darauf:
Liebe FDP,
vielen Dank für Ihre prompte Antwort.
Erlauben Sie mir zwei Bemerkungen.
Ich glaube nicht, daß Künstler nach Berlin gehen, weil sie großzügigere finanzielle Unterstützung erwarten. Es ist eher das gesamte kulturelle Umfeld, welches spannender und anregender angenommen wird. Durchaus subjektiv.
Frankfurt kann da nicht mithalten, besonders was Fläche und Ausdehnung der Stadt angeht, mitsamt den ungenutzten Bauten und Anlagen des vergangenen Industriezeitalters.
Wenn Frankfurt an einer Kunstszene interessiert ist, müsste die Stadt eigene Strategien entwickeln. Davon bemerke ich leider zu wenig.
Es geht mir nicht so sehr ums Geld. Abzüglich der Städelschule weist der Produktbereich 21 circa 16 Millionen Euro auf. Das dafür zuständige Amt für Wissenschaft und Kunst verteilt diese durchaus großzügig auf Künstler und Projekte.
Was ich vermisse wäre eine Art Masterplan, eine Strategie, die die bildende Kunst aktiv in die Entwicklung der Stadt einbünde.
Allenthalben wird vom Wettbewerb der Städte und Regionen gesprochen. Frankfurt verfügt über etliche Instrumente zusammengefasst im Produktbereich 36.1 (Wirtschaftsförderung etc.). Mein Eindruck, die bildende Kunst wird in ihrer ganzen Breite nicht wahrgenommen. "Leuchttürme" ja, vielleicht. Aber ansonsten Leere. In Berlin weiß man dagegen viel besser, daß auch die Szene am Prenzlauer Berg touristische Anziehungskraft hat. Auch in Offenbach geht es, siehe das Projekt Hafen2.
Hier aber hat die Wirtschaftsförderung vor einiger Zeit die Strassen mit Plakaten verziert, auf denen zu lesen war, daß es in Frankfurt auch hervorragende Sushi Köche o.ä. gäbe. Ich meine, es gibt spannenderes über Frankfurt zu berichten. Z.B. eine aktive Off-Kunst-Szene, die Berlin durchaus das Wasser reichen kann. Viele Projekte kriegen auch Geld von der Stadt. Immerhin. Aber dahinter steckt kaum eine Idee, eine langfristige Stratgie.
Letztes Jahr erfahre ich, die Stadt will 10 Millionen für die Verbesserung des Bahnhofsviertels ausgeben. Das Architekturbüro bb22 richtet ein Projektlabor ein, Künstler kommen mit Vorschlägen, Ideen, Initiativen. Seit langem aber höre ich davon nichts mehr. Was wird passieren?
Und dann die Fußballweltmeisterschaft. Nicht wirklich meine Baustelle, aber immerhin ein Event mit kulturellem Charaker, zu dem sich die Stadt als Gastgeberin präsentiert. Warum ist es nicht möglich, daß die Stadt an die Kunstszene herantritt und fragt, wer will was machen? Ich hab dergleichen nicht gehört.
In allen drei Fällen ist kaum fehlendes Geld das Problem.
Sie sprachen zu Recht von der "freiwilligkeit" kultureller Subventionen und, daß die Politik verpflichtet sei sparsam mit dem Geld der Bürger umzugehen. Mein Eindruck, ein Großteil des Kulturetats wird von Großinstitutionen verbraucht, deren Ursprünge im 19.Jhdt liegen und die mit einer eklatanten Sinnkrise zu kämpfen haben.
Ich bin sicher über 100 Millionen Euro gehen dafür drauf. Theater und Museen in Frankfurt haben durchaus Niveau, Weltspitze sind sie sicher nicht. Um sie dahin zu führen, wären noch viele viele Millionen mehr nötig. Geld das niemand hat.
Für nur 1 Million Euro im Jahr könnte man in Frankfurt die Medienkunst so fördern, dass sie weltweit Beachtung fände.
Ich fände, das wäre eine Überlegung wert. Was denken Sie?
Mit freundlichen Grüssen
Stefan Beck