Zwei Arten von Künstlern
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Wenn ich nochmals die untenstehenden Zahlen zum Frankfurter Kulturhaushalt [1] bedenke, komme ich zu dem Schluß: es gibt zwei Arten von Künstlern.
Bezahlte und nicht bezahlte.
Die Städtischen Bühnen verbrauchen fast die Hälfte des Kulturhaushaltes. Und davon dürfte eine Menge auf Personalkosten entfallen. (Laut Angaben des Produkthaushaltes der Stadt Frankfurt sollen es 36 Mio. Euro sein. [2])
Es gibt nun Verwaltung, Werkstätten, Zuarbeiter aller Art. Aber was ist mit dem künstlerischen Personal? Schauspieler, Regisseure, Dramaturgen, Bühnenbildner, Musiker usw. Die werden bezahlt, zum Teil nach Tarifen des öffentlichen Dienstes, mit Sozialabgaben und den üblichen Versicherungsleistungen.
Fest angestellte Künstler gibts dagegen so gut wie keine. Schon die Forderung nach einem Ausstellungshonorar klingt utopisch, und dürfte kaum verwirklicht werden.
Ich meine, die Trennung zwischen Bühnenkünstlern und "freien" Künstlern ist künstlich, und gehört aufgehoben.
Dagegen dürfte wahrscheinlich das Argument geführt werden, die Bühnenkünstler seien mittelbar weisungsgebunden und dienten einem bestimmten Zweck, einer Performance, einer Inszenierung. Ihre Unterordnung unter diesen Zweck müsste auch honoriert werden.
Die bildenden Künstler seien eben "frei", böten Ihre Leistungen auf einem Markt an, wie Unternehmer und andere Selbständige auch.
Eine Ästhetik, die die Unterscheidung nach solcher Art von Zwecken begründete, ist nicht mehr zeitgemäß.
Weder gibt die Bühne heute noch eine Rechtfertigung einer Zweckbestimmtheit ihrer Protagonisten her, noch ist die Bildenden Kunst so zweckfrei zu denken, als daß sie ihre Teilnehmer einem freien Markt überlassen könnte.
Die avanciertesten Formen des Theaters sind ebenso zweckfrei, wie ihre Gegenstücke in der Bildenden Kunst sich postautonom externen Zwecken unterordnen, und z.B. politisch oder sozial engagiert agitieren.
Unter den Postulaten einer postautonomen Kunst sind beide Bereiche als eine Einheit zu denken, die ihren Zweck einem gesamtgesellschaftlichen Auftrag verdankt. Kunst, insgesamt, dient heute dazu die Gesellschaft mit Ihrem jeweils Anderen zu konfrontieren, und die in Ihr herrschenden Annahmen (etwa die eines Indiviuums) entweder zu rahmen oder zu brechen.
Die hieraus resultierende Forderung muß daher lauten: entweder die Bezahlung der Bühnenkünstler abzuschaffen. Oder die Bildenden Künstler unter gleichen Bedingungen bezahlen.
Von der Haushaltslage dürfte letzteres allerdings kaum möglich sein.
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[1] Kultur
Der Fachbereich Kultur erzeugt bei Erlösen von rd. 34,5 Mio. und Kosten von rd. 168,2 Mio. einen Zuschussbedarf von rd. 131,3 Mio. ? in 2007.
Dieser steigt bis 2010 auf rd. 133,8 Mio. nur marginal an.
Die Aufwendungen für die Städtischen Bühnen (inkl. dem "Restamt" im städtischen Bereich) bilden mit 58,5 Mio. den größten Anteil.
Die Investitionen betragen in den Jahren 2007 bis 2010 insgesamt fast 70 Mio. . Damit werden Projekte umgesetzt, wie die Sanierung der Dekorationswerkstätten der Städtischen Bühnen, die Sanierung des Karmeliterklosters, Verbesserungen im Zoo und eine Vielzahl von kleineren Maßnahmen, die von der Schirn bis zur Alten Oper das Bild der Stadt prägen. Für das Historische Museum stehen in 2007 rd. 3,5 Mio. für Baumaßnahmen zur Verfügung.
[2] Produkthaushalt http://www.stadt-frankfurt.de/stadtkaemmerei/haushalt2005_2006/data/000/000/007/000/013/002.html