Wer ist bei der Stadt Frankfurt für Internet verantwortlich?
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Nachdem ich im zurückliegenden Artikel den Vorspann zur 9.Sitzung des Frankfurter Kulturausschusses geschildert hatte, komme ich nun zum Hauptteil.
Ich hatte mir für diesmal fest vorgenommen, eine Frage zu stellen.
Die Tagesordnung machte es mir nicht gerade einfach. "Hundert Sprachen hat das Kind.: Die Ausstellung zur Reggio-Pädagogik nach Frankfurt holen." oder "Erhalt der Mahntafel am heutigen Gesundheitsamt in der Braubachstraße".
Dann fand ich unter TOP 6 (Wie viele Schulklassen nutzen das Bildungsangebot der Frankfurter Museen?) einen Anhang, in dem etwas zu Internet stand:
"Es ist die Absicht, im Laufe des Jahres ein Internetportal einzurichten, in dem die Angebote kultureller Bildung aller Frankfurter Institutionen (und nicht nur der städtischen Museen) zusammengefasst werden sollen."
Ich meldete einen Wortbeitrag an und fragte folgendes:
"Wer sind in Sachen Internet die maßgeblichen Instanzen oder Personen bei der Stadt Frankfurt, dem Kulturdezernat und hier im Ausschuß?"
Kaum überraschend wurde die Frage nicht verstanden. Also spezifizierte ich, wer in politisch strategisch Hinsicht für das Internetangebot verantwortlich sei, wer z.B. die Antwortzeit von Emails bestimme?
Da trat schon Unruhe auf, in der ich Ausrufe wie: Was hat denn das mit dem Tagesordnungspunkt zu tun? vernahm. Während der Kulturdezernent Prof. Semmelroth ganz energisch für das Dezernat die Verantwortung übernahm: "Ich bin das. Ich bin verantwortlich." hörte ich noch jemanden rufen: "Der Kämmerer", was sich wohl auf die Stadt Frankfurt beziehen sollte.
Ich wollte noch nicht ganz aufgeben und wiederholte meine Frage in Bezug auf das Gremium, wer sei da für Internet verantwortlich?
Da gäbe es niemanden, wurde mir beschieden. Wörtlich: "Niemand ist verantwortlich". Ein älterer Herr, der wohl der SPD Fraktion nahestand, drehte sich zu mir um, und erklärte mir beinahe vertraulich, es hätten doch einige Mitglieder des Ausschusses Email.
Die weiteren Tagesordnungspunkte wurden entweder abgenickt oder verschoben.
Im Anschluss schoss eine Dame auf mich zu, die ich als Stadträtin (CDU) identifizierte, was ich denn eigentlich so mache?
Meine knappe Antwort "Internet" wollte sie nicht recht befriedigen. Nein, was ich hier im Ausschuss mache?
"Nun", sagte ich,"ich wollte erfahren, wer für das Internet verantwortlich ist.?"
"Das ist doch einfach", erwiderte sie, "das ist der, der sonst nichts zu tun hat."
"Ja, so sehen die Seiten auch aus."
"Danke, aber auf Zwangsbeglückung legen wir keinen Wert", war ihre Antwort, mit der sie davon eilte.
* * *
Verlauf und Ergebnis dieser kleinen Intervention haben mich nicht weiter überrascht. Auch bei der Stadt Frankfurt versteht man nicht, daß Internet in die Hände von Fachleuten gehört, die gleichzeitig hohe technische und kulturelle Kompetenz besitzen müssen. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Die diese Fachleute müssten ebenso durchsetzen, daß sich der Fokus aller Internetanwendungen auf die User richtet.
Hier noch ein kleines Beispiel: der Kulturdezernent hat eine Internetseite, auf der als Kontaktemail "kulturdezernat@stadt-frankfurt.de" angegeben ist. Ich wollte mich nicht weiter an der Unstimmigkeit stören, daß der Kulturdezernent nicht gleich dem Kulturdezernat sei und schrieb am Sonntag, den 11.3. eine Email.
Als ich am Donnerstag, den 15.3. 2007, immer noch keine Antwort erhalten hatte, rief ich an. Am Telefon eine Dame, die sich mit "Sekretariat des Kulturdezernenten" meldete. Ich erkundigte mich, ob es nicht üblich sei, wenigstens eine Empfangsbestätigung zu erhalten?
Nein, das sei nicht üblich, erklärte mir die Dame. Aber, wenn ich wollte, könnte ich erfahren, daß meine Email angekommen und vorgelegt worden sei. Danke.
In Finnland hat der Staatspräsident eine eigene öffentlich Internetadresse, deren Eingang er regelmäßig beantwortet. Und Finnland ist größer als Frankfurt.
Zuletzt: gibt man auf der Seite frankfurt.de den Suchbegriff "Kulturausschuss" ein erhält man als Antwort: "Bitte geben Sie mindestens vier Buchstaben ein." Ich werde versuchen, dem zu entsprechen.