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Vom Tod des Kurators

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Es ist ein gängiger Topos, geradezu ein Gemeinplatz, vom Tod des Autors zu sprechen. Eben erst im Künstlerhaus Stuttgart [1], oder weniger offensichtlich, eine obsessive Beschäftigung mit DEN Künstlern, wie eine Konferenz in Rotterdam aufweist. [2]

Vom Tod des Kurators sprechen hingegen wenige.

Bei Google findet sich für den deutschsprachigen Raum gerade mal ein Hinweis, - auf die Performance des nigerianischen Künstlers Emmanuel Eni "Death of the curator", deren Titel nur übersetzt wurde.

Besser sieht es im Englischen (Death of the curator) aus. Emmanuel Eni wird hier wie folgt zitiert:

"Artists spend their time looking for curators, instead of doing their work. When they do they are nothing but deaf people, who are robots on the string of the so called (curators). Many so called artist are opportunist who actually are hustling to fulfil their personal ego trip (art being the only profession where hoodlums who do not have any qualification what so ever produce art), like they have seen hospitals and airlines who operate without qualified doctors or pilots as the case maybe." [4]

Dieses Zitat zeugt allerdings mehr von Wut als von ernsthafter Argumentation. Daß Künstler keinerlei Qualifikation besitzen spricht nicht gegen sie, sondern reflektiert nur die Grundbedingung moderner Kunst. Es ist ihr Merkmal, daß sie sich auf nichts gründet.

Schärfer hingegen der notorische Jeff Jarvis [5], der sich wiederum auf einen Artikel im Blog Newcurator.com [6] bezieht.

Newcurator nutzt den Anlass einer von der Leserschaft des Guardian kuratierten "Ausstellung" emblematisch vom Death of the curator zu sprechen, der durch "Crowdsourcing the curatorial decisions of an exhibition" überflüssig gemacht werde.

Auch hier lässt sich Newcurator auf das Argument der Qualifikationen ein:

"Suddenly, your art history or archaeology degree isn’t looking so important, your museum post-grad may not be enough and your years of experience don’t mean much in the world of facemuseumtube when your job can be done by a thousand unpaid contributors."

Den Vergleich zwischen Kuratoren und Journalisten, denen es schon schlechter ergangen ist (Zeitungssterben) greift dann Jarvis auf:

"Every priesthood, it seems, is having a fit over loss of its centralized control: How dare people pick what they like without history degrees or share what they know without journalism degrees!"

Hier kommt das zentrale Argument. Es geht nicht um Qualifikation, sondern um die Relevanz dieser Qualifikation, um die Fähigkeit sie als einzigartig verkaufen zu können.

Wenn Jarvis von "centralized control" spricht, so meint er folgendes. Journalisten hatten ihr Auskommen, nicht weil sie gute Geschichten geschrieben haben, sondern weil sie bei einer Zeitung beschäftigt waren, die ihre Geschichten über einen zugangsbeschränkten Kanal verkaufen konnte.

Mit dem Internet hat sich das gewandelt. Alles ist (theoretisch) für alle zugänglich geworden. Damit kommen auch die Kuratoren in Bedrängnis. Bislang hatten sie Macht, weil hinter ihnen die Institutionen des Kunstbetriebs standen.

Dabei ist das Argument nicht: alle Blöden da draussen gegen die wenigen Intelligenten, sondern, es gibt viel mehr Intelligente als gedacht, und sie können dank des Internets viel besser auf sich aufmerksam machen.

Ähnlich wurde auch Beuys mißverstanden. Jeder Mensch ein Künstler meinte nicht, Tante Müller kann auch gut malen. Stattdessen ist jeder Mensch zum Künstler aufgerufen, seine Fähigkeiten dazu zu entdecken und aktiv auszubilden. Das bedeutet viel Arbeit, deren Ergebnis aber einem "museum post-grad" nicht mehr nach stehen muss.

Der Tod des Kurators mag faktisch noch keine Realität sein. Sein Abgang ist aber schon vorherbestimmt, weil auch das Museum verschwinden wird. [7]

Jeder Mensch ein Kurator. (Hätte Beuys mal sagen sollen)




[1] Künstlerhaus Stuttgart http://www.facebook.com/event.php?eid=96347527230

[2] The Artists http://www.wdw.nl/project.php?id=194

[3] Grassi Museum, Leizig http://www.mvl-grassimuseum.de/site.php?g=ex_sonder_africanize

[4] Zu Emanuel Eni Death of the Curator http://tinyurl.com/y86vnyq

[5] Jeff Jarvis http://www.buzzmachine.com/2009/04/23/death-of-the-curator-long-live-the-curator/

[6] Newcurator http://newcurator.com/2009/04/the-death-of-the-curator/

[7] Siehe auch meinen Artikel Das Museum macht durch das Internet keinen Sinn mehr http://www.thing-net.de/cms/artikel332.html

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