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Wie macht man einen Kunstkatalog?

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Der vermeintlichen Irrationalität des Kunstbetriebs zum Trotz gibt es bestimmte Regeln.

Diese bestimmen über den Erfolg des Werkes, das im Katalog dargestellt wird. Im folgenden dazu zwei Beispiele...

Wer Kunst macht, will auch Kunstgeschichte schreiben.

Wie uns Peter Weibel schon während meines Studiums in Wien erklärte, ist der Kunstkatalog ein wichtiges Instrument zur Einschreibung des Künstlers in die Kunstgeschichte.

Ihre spezifischen Marker und Topoi müssen im Katalog exakt berücksichtig werden. In der Regel übernimmt das ein Kunsthistoriker/theoretiker im Vorwort. Hier wird das Werk des Künstlers im Rahmen der Kunstgeschichte eingeordnet.

Bei dieser Aufgabe, wie Weibel am einer Publikation von Arnulf Rainer erläuterte, reicht es keineswegs aus, darzulegen, wie schön, wie interessant die Arbeiten von Arnulf Rainer wären. Sondern es müsse explizit herausgearbeitet werden, daß Rainer schon vor Ed Reinhard ein schwarzes Bild gemalt hatte. Und warum das in der Kunstgeschichte bislang nicht berücksichtigt wurde.

Allerdings ist auch der Kunsthistoriker/theoretiker nie über alle Zweifel erhaben. Weswegen es sich schickt einen möglichst berühmten Vetreter seines Faches zu gewinnen.

Mitunter kann das seltsame Blüten treiben:

Kurator: "Wir dachten Foucault könnte das Vorwort schreiben."

Weibel: "Aber der ist schon tot..."

Kurator: "Dannn schreiben Sie das doch, wie Foucault..."

Imaginäres Symposium

Wieder mal muss ich feststellen, daß unser geliebtes Thing Mitglied Braan auf dem richigen Weg ist.

In einer Ankündigung eines "Imaginären Symposiums" liest sich das wie folgt:

> Eingeladen sind Wissenschaftler_innen von internationalem Rang wie der
> Komponist Peter J. Chelkowski, der Michelin-Kritiker Boris Gyros, die
> Medienwissenschaftler Florian Fötzelek und Rolf Sache, Kunsttheoretiker
> James Elching und Sophie Zwelt; aber auch die Naturwissenschaftler
> Tobias Rehberger und Dr. Robert Bock. Außerdem sind die Theoretiker Jim
> Knopf, Jacques Lacan und Helmut Newton als medial simultanvermittelte
> Geistwesen dazu eingeladen, über ihre Arbeit zu sprechen.
>
> Das Symposium ist eine halböffentliche Veranstaltung, die im besonderen
> Maße für einen pseudowissenschaftlichen Austausch unter Fachleuten
> gedacht ist. Die geplanten Selektionen bieten daher die Möglichkeit
> einer ausführlichen Diskussion der Beiträge. Geplant ist außerdem ein
> Abschlusspanel, das versuchen wird, aus der Frage nach dem „Schindenden
> Bild in einer sich auflösenden Gesellschaft“ ein furchtbares Resumée zu
> ziehen.

Zur weiteren Lektüre empfehle ich auch das Buch von Dieter Prokop "Die Unzufriedenheit mit den Medien"

Darin erläutert der Soziologe Prokop auf ironische und charmante Weise die verschiedensten Positionen aktueller Medientheorie. Anhand eines fiktiven Kongresses, auf dem Prokop den jeweiligen Fachvertretern Plattitüden und gängige Floskeln in den Mund gelegt hat. Hier zeigt sich, was "Wissenschafts Betrieb" bedeutet. Lässt sich aber prima auch auf den "Kunst Betrieb" übertragen.

Zur Frage des "Betriebs" im allgemeinen liest sich auch Heideggers "Die Zeit des Weltbildes" (in Holzwege).

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