MINISALOON - Markt regiert Kunst - ein Interview
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Es ist eine seltene und keineswegs selbstverständliche Sache, wenn KünstlerInnen über ihren Beruf und die damit verbundenen Bedingungen öffentlich reflektieren.
Minisaloon ist das Beispiel einer solchen Reflektion. Für die Veranstaltung "Markt regiert Kunst" in der Frankfurter Eulengasse habe ich im Vorfeld eine Interview mit der Mitbegründerin Verena Lettmayer geführt.
1) Wer und was ist Minisaloon? Seit wann gibt es Euch?
Der MINISALOON ist eine Gruppe von fünf Künstlerinnen, die sich im Kontext von Kunst, Kultur und Gesellschaftspolitik bewegt.
Der MINISALOON trifft sich regelmäßig und interessiert sich für Kunstprojekte, bei denen der Prozess und die Interaktion im Mittelpunkt stehen. Kulturelle und gesellschaftliche Entwürfe werden dabei integriert. Kunst und Kultur werden als aktiver Teil einer Gesellschaft verstanden.
Die fünf Künstlerinnen haben für den öffentlichen Auftritt Künstlernamen gewählt: Tania La G., Verena la Artista, Gisella Asteroide 152, La Vero N.N. & Eva Apple. Diese Namen funktionieren als Avatare, denn wir gehen davon aus, dass wir uns mit Themen beschäftigen, die auch für viele andere relevant sind.
Eines der ersten Projekte des MINISALOONS war die Verfassung eines vorläufigen MINIFESTS, das zum Ziel hat, die existenzielle und gesellschaftliche Relevanz von Kunstschaffenden zu formulieren.
Es bietet die diskursive Grundlage für öffentliche Gespräche, die sich in Folge auch mit konkreteren Themen beschäftigen werden.
Unser Ziel ist übrigens langfristig, mit unseren Ideen die Welt zu erobern. Daher forcieren wir die Übersetzung unseres MINIFESTES in möglichst viele Sprachen. Bis dato sind es, deutsch eingeschlossen, sieben an der Zahl.
2) Was hat Euch zu seiner Gründung veranlasst? Warum jetzt? Gab es vielleicht ein einschneidendes Ereignis?
Die Themen um die es geht, wie z.B. Existensängste, die Daseinsberechtigung und Sinnhaftigkeit von Kunst/Kultur (Stichwort: "Luxus"), und verwandte Themen sind allgegenwärtig, bei mir, bei uns, wie auch bei unserem sozialen Umfeld.
Ständig werden in Privatgespräche diese oftmals doch höchst demprimiereden Themen angeschnitten, und ganz schnell neigt man dazu, sich gegenseitig herunterzuziehen, da man mittlerweile ein Gefühl immenser Ohnmacht verinnerlicht hat. Und das alles ist sicherlich gar nicht gut für die Gesundheit.
Also war unsere Idee, diese Gespräche auf eine andere Ebene zu stellen, auf eine Diskursebene; denn sie sind ja keine Individualthemen. Es ist dies fast ein psychologischer Trick, um bestimmte bedrückenden Phänomen nicht zu nahe an sich heranzulassen, sondern sie weiterzugeben, in eine Öffentlicheit, an ein Publikum, das dann eingeladen ist, sich damit auseinander zu setzen. "Öffentlichkeit" ist hierbei ganz wichtig.
Und dann saß ich eines Tages in einen Park in Offenbach, und begann, dieses MINIFEST zu formulieren. Und da einige von uns sich ohnehin schon regelmäßig "privat" getroffen hatten, um über allerhand kulturelle und gesellschaftlicheh Themen zu quatschen, konnte man auch gleich etwas offizielleres daraus machen. Geht schließlich alle was an!
3) Die kommende Veranstaltung heisst "Markt regiert Kunst". Um welchen Markt geht es, und wie versteht ihr ihn?
... MARKT ist natürlich wieder einer dieser unscharfen Begriffe, wie eigentlich alle anderen Begriffe auch.
Der Titel bezieht sich zunächst auf das unbestimmte, von Ohnmacht geprägte Gefühl, in seinem Tun permanent den Marktgesetzten von Angebot und Nachfrage ausgeliefert zu sein. Und wie oft mussten wir schon den folgenden Satz hören "Na, ja, Kunst braucht man ja nicht wirklich." ... will heißen, hier fehlt die Nachfrage ... und dann gibt es ja mittlerweile viel zu viel Künstler*innen auf dem Markt, auch eine verbreitete Ansicht.
Wir wollen in unserer kommenden Veranstaltung den verschiedenen Bedeutungsebenen von MARKT nachspüren, und der Frage nachgehen, inwieweit ein MARKT, eine MARKTWIRTSCHAFT überhaupt funktioniert, oder ob dieses System nicht vielleicht gründlich versagt hat (was es stets bestens zu verschleiern weiß) ... bzw. wie man sich in bestehenden MARKTstrukturen behaupten kann.
Auch in unserer Gruppe gibt es übrigens verschiedene Sichtweisen auf das System MARKT, die mehr oder auch weniger skeptisch sind. Da wir keine einheitlichen Antworten geben können und wollen, wurde der Ankündigungstext auch als Auflistung von Fragen formuliert (denn was Judith Butler kann, können wir auch!)
4) An wen richtet sich die Veranstaltung? Nur an Künstler?
Auch, aber nicht nur. Kunst und Kultur sind in unserer Auffassung ja nicht abgetrennt vom Rest der Gesellschaft.
Der MINISALOON will Bewusstsein und Selbstbewusstsein schaffen, bei Kunstschaffenden ebenso wie bei Außenstehenden.
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--> http://minisaloon.blogspot.com/
Diskussionsgespräch
SONNTAG 1. JUNI , 15:00
kunstraum EULENGASSE.
eulengasse 65
60385 frankfurt